„Wenn du einen Wal sehen willst, richte beide Augen aufs Meer und warte…“ – offen endet die poetische Bilderbuchgeschichte der amerikanischen Kinderbuchautorin Julie Fogliano, die nicht so sehr von einer Handlung angetrieben wird, sondern eher einem kindlichem Tagtraum gleicht: Ein Junge sitzt am Fenster. Vor seinen Augen weitet sich das Meer, Schiffe ziehen vorbei, Wolken und ein paar andere Dinge lenken den Blick in andere Richtungen. Schließlich aber wendet sich der Junge wieder dem Meer zu, besteigt ein Boot, legt ab, und dann…
Die mit weichem Pastellkreidestrich von Erin E. Stead illustrierten Momentaufnahmen nehmen den zarten Ton der Sprache sehr gut auf, sparen – wie die Geschichte – viele Details aus und suchen immer wieder die Konzentration auf das Wesentliche. Manche Seiten kommen mit zwei Textzeilen aus und erzählen doch weit mehr als das, was sich in Worten und Zeichen zu Papier bringen lässt. Zwischen Anfang und Ende passiert äußerlich nur wenig – und doch braucht es die Entschleunigung durch rund 30 Seiten, um von dem Platz am Fenster in Gedanken aufs Meer hinaus zu kommen.
Zu lesen und zu betrachten ist dieses Buch für Kinder wie für Erwachsene immer wieder neu, weil – wie bei dem Jungen in dem Buch auch – die Gedanken immer wieder in andere Richtungen abschweifen werden. Gut so! Wer einen Wal sehen will, braucht das Meer, viel Zeit, Fantasie – und die Offenheit, vielleicht auch etwas ganz anderes dabei zu entdecken.
Das Original dieses Buches hat es auf die New-York-Times-Bestsellerliste geschafft und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Für alle, die gern träumen, jetzt auch in Deutsch erhältlich. Für Kinder ab vier Jahre.