Die Inseln der südlichen Bretagne und der Golf von Morbihan sind besonders reizvolle aber auch anspruchsvolle Segelgewässer: Gefährliche Gezeiten. Das musste nicht nur ich selbst, sondern auch mein Romanheld Fabian Timpe herausfinden. Im zweiten Band seiner Abenteuer, der natürlich „Gefährliche Gezeiten“ heißt.
Die Show beginnt bei Hochwasser. Dann öffnen sich die Schleusentore zum Binnenhafen von Le Palais, und 40, 50 oder auch 60 Yachten drängen in einem fröhlichen, friedvollen Durcheinander in das schmale Hafenbecken hinein. Dazwischen flitzen die zwei Schlauchboote der Capitainerie umher und assistieren denjenigen beim Anlegen, die angesichts dieses Massenauftriebs beim Manövrieren in Schwierigkeiten geraten. Touristen tummeln sich entlang der Pier und genießen das kurzweilige Spektakel, und auch wir haben uns unter die schaulustigen Landratten gemischt – unsere „Enterprise“ bleibt lieber im Außenhafen an den Muringtonnen liegen. Fabian segelt mit seiner „Melodia“, von den Azoren kommend, gleich vorbei und in das Morbihan hinein.
Einfahrt zum Hafen auf der Belle Ile. Foto: Alfred Lutz. Bild oben: Im Morbihan. Foto: Nicolas Hippert
Dabei verpasst er einiges! Belle Ile im Frühsommer. „Das ist noch gar nichts“, lacht Jacques, der freundliche Hafenmeister, „im August kommt tout Paris hierher.“ Auch wenn das vielleicht etwas übertrieben ist, verstehen
können wir es. Die Ile-anti-stress, so der Werbespruch der südbretonischen Gemeinde Morbihan, zu der neben der Belle Ile auch noch die nicht minder schönen Inseln Groix, Houat und Hoëdic gehören, hat auch uns in ihren Bann geschlagen. Schon zwei Tage länger als geplant liegen wir im Hafen, und ein bald bevorstehendes Auslaufen ist noch lange nicht abzusehen. Lieber genießen wir die Ferienatmosphäre der Insel, strampeln auf gemieteten Velos die verschlungenen Küstenpfade entlang, von Bucht zu Bucht, von einem felsigen Kap zum nächsten und immer wieder durch zauberhaften Dörfer und endlose, duftende Wiesen und Felder. Und abends locken die zahlreichen, lebhaften Restaurants und Bars von Le Palais, so dass auch die Bordküche schon seit Tagen kalt bleibt.