Im Sommer 2018 wurde in Frankreich ein Rennen gestartet, das „Golden Globe Race“, welches bei uns in Deutschland, wenn überhaupt, dann eher am Rande wahrgenommen wird. Ebenso wir das Original vor genau 50 Jahren. Damals, 1968, war es ein schier unglaubliches Unterfangen, einmal nonstop und alleine um die Welt zu segeln, in relativ kleinen und, im Vergleich zu dem, was schon der normale Hobbysegler heute an Material hat wenn er nur in den Ferien über die Ostsee segelt, extrem einfach ausgerüsteten Booten. Tatsächlich glaubten damals viele, es sei wahrscheinlicher, einen Menschen zum Mond zu schicken – was ja ein Jahr später tatsächlich geschah -, als dass ein Mensch alleine in einem Segelboot ohne Stopp um die Welt würde segeln können. Das originale „Golden Globe Race“ ist längst Geschichte, ebenso wie die faszinierenden Geschichten drumherum: Der Sieg von Robin Knox-Johnston, der damit offiziell zum ersten Menschen wurde, der alleine nonstop um die Welt segelte; die Geschichte von Bernard Moitessier, der nicht einmal, sondern eineinhalb Mal um den Globus segelte, statt ins Ziel weiter in die Südsee um, wie er damals sagte, „meine Seele zu retten“; die tragische Geschichte von Donald Crowhurst und den anderen, gescheiterten Teilnehmern.
Und nun, ein halbes Jahrhundert später, die Neuauflage. Mit einfachen Booten und noch einfacherer Technik, eben: Stand 1969. Keine Satellitennavigation, keine Elektronik, keine E-mails und Videos von unterwegs. Zurück zu den ganz einfachen Wurzeln. Eine verrückte Idee, die aber offensichtlich bei vielen einen Nerv getroffen hat. Höher, schneller, weiter – alles das spielt hier plötzlich keine Rolle; im Zeitalter der zahllosen Regatten, Rallys und Rekorde scheint diese bescheidene Einfachheit etwas ganz Verlockendes zu sein. Von Hand navigieren, auf „normalen“ Booten, die man auf dem Gebrauchtbootmarkt wohl schon für 60.000 Euro kaufen kann, ohne Raumfahrttechnologie und Tragflügel…
Was aber inspirierte die meisten der Teilnehmer am „neuen“ Golden Globe Race? Bücher. Nicht der moderne, kommerzielle Hochleistungsregattasport, sondern eben: Die Geschichte und die Geschichten. Aufgeschrieben und festgehalten in Büchern. Unmittelbar vor dem Start sprachen alle, ganz gleich ob 28 oder 73 Jahre alt, von den Büchern, die sie gelesen hatten. Der einzige Teilnehmer aus Palästina, Nabil Amra, brachte es auf den Punkt: „Es ist, als ob alle die Bücher, die ich in meiner Kindheit und meiner Jugend gelesen habe, jetzt lebendig werden!“
So ist es: Am Anfang war das Wort, das schrieb ja unter anderem schon Vaclav Havel.