Eigentlich gäbe es über dieses Buch kaum noch etwas zu sagen – es erscheint aktuell in der 17. Auflage, das sagt ja schon fast alles. Es ist, in deutscher Sprache, das Standardwerk zum Erlernen der Astronavigation und gleichzeitig wohl auch eins der meistgelesenen Segelbücher. Woran das legt? Die Astronavigation übt immer noch eine besondere Anziehungskraft auf die meisten segelnden aus, und mit diesem Buch wird nicht nur das Versprechen gemacht, man könne diese vermeintlich hoch komplizierte Gehirnakrobatik ganz einfach, logisch und ohne weitere spezielle Vorkenntnisse praxisnah erlernen – nein, dieses Versprechen wird vom Autor, dem bekannten Segler Bobby Schenk, auch eingelöst.
Also gut, man muss natürlich die Grundrechenarten beherrschen und einigermaßen gut im Rechnen „zu Fuß“ sein. Mit etwas Übung wird auch das schon wieder. Ansonsten kann ich nur die verheißungsvollen ersten zwei Sätze des Buches zitieren: „Astronavigation ist eine überaus einfache Sache, die keine besondere Intelligenz verlangt, sondern nur gesunden Menschenverstand. Um astronomisch navigieren zu können, ist praktisch nicht mehr Wissen nötig, als in der Grundschule vermittelt wird.“
Na also! Das kann ja sogar ich. Jedoch, was man nicht anwendet, verlernt man bald wieder. Vor etwa 30 Jahren habe ich mich mit dem Thema eingehend beschäftigt, ausgerüstet mit Sextant und dem damals schon erhältlichen Buch von Bobby Schenk, welches nun, wie eingangs erwähnt, in der neuen, 17. Auflage vor mir liegt. Das war während einer mehrjährigen Segeltour, aber richtig in Fleisch und Blut ist mir das Navigieren mit Winkelmesser und Gestirnen nie: Auch damals gab es zwar noch keine Plotter, aber immerhin schon zuverlässige GPS-Geräte. Die Faulheit siegte, obwohl ich, damals wie heute, gerne auch immer noch per Hand navigiere. Allerdings eben eher als Hobby, denn aus der Notwendigkeit heraus.
Nun aber wird es wieder aktuell. Ich werde meine rudimentären und entschlummerten Kenntnisse der Astronavigation hoffentlich wieder auffrischen und anwenden können, natürlich mithilfe dieses genialen kleinen Buches, und vor allem die Winkelmessung mit dem Sextanten üben – denn das ist oft der eigentlich schwierige Part der ganzen Operation. Nützlich ist dies sogar auch in der terrestrischen Küstennavigation, etwa zum Bestimmen der Entfernung eines Objektes an Land mittels des Höhenwinkels.
Mehr zum Thema Astronavigation übrigens auch in meiner Kolumne „Zen und Segeln als Meditation“.
Das Buch „Astronavigation ohne Formeln, praxisnah“ jedenfalls ist kaum weniger als genial und allen segelnden, die sich für das Thema Navigation interessieren, wärmstens ans Herz gelegt. Es ist selbst dann eine interessante Lektüre, wenn man gar nicht vorhat, über Ozeane zu segeln oder dabei astronomisch zu navigieren, denn in jedem Fall bekommt man eine gründliche, grundsätzliche Idee davon, wie das eigentlich funktioniert. Und es ist wohl auch aus aktuellem Anlass, dass in der Anmerkung zu dieser Auflage steht: „Astronavigation, also die Wegfindung mit Sonne, Mond und Sternen, ist die einzige absolut sichere und unzerstörbare Navigationsmethode auf hoher See.“