Ja, damals – da war ja immer alles besser! Könnte man denken, dass dies gemeint sei, angesichts des Titels und auch angesichts der Thematik des Buches, dass tatsächlich der „Fortschritt“ im Bootsbau nicht unbedingt ein solcher sein muss. Was ja, nebenbei, nicht nur für den Bootsbau gilt, aber das lassen wir hier und heute mal außer Acht.
Fortschritt im Bootsbau?
Aber wenn das alles so einfach wäre. Oder ist es das? Der Autor jedenfalls, Peter Förthmann, ist nicht nur einer, sondern wohl mehreren Generationen von Blauwasserseglerinnen wohl bekannt. Und er weiß ganz unbestreitbar, wovon er redet. Respektive schreibt. Kaum einer hat sich, auch, weil es eben zu seinem Geschäft gehört, über so viele Jahre lang so intensiv mit dem Thema Fahrtensegeln auf See befasst, wie er. Vor allem eben, und das ist noch einer obendrauf, durch den praktischen Austausch mit den Seglerinnen, durch mal mehr und mal weniger intensive aber immer bestehende, vielfältige Kontakte in die weltweite Szene der „Blauwassersegler“.
Bootsbau für Blauwasser
Klar, dass er dabei auch so manch haarsträubende Geschichten gehört hat. Und auch klar, dass er sich, selber erfahrener Langzeitsegler, so seinen eigenen Reim darauf macht.
So geht es in diesem Buch um Boote. Solche, die Ozeane überqueren (sollen). Und um deren Ausrüstung. Und um Peters ganz eigene, aufgrund seiner Erfahrungen ganz klare Meinung dazu. Sehr lesenswert, weil nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch fundiert. Und, stellenweises, sicher auch polarisierend. Welche Schlüsse man selbst am Ende daraus zieht, bleibt jeder und jedem selbst überlassen, aber wie gesagt: Peter Förthmanns Meinung ist stark und eindeutig. Und sie macht, zumindest, nachdenklich. Oder wirkt aufrüttelnd, je nachdem.
Viel mehr möchte ich hier aber gar nicht verraten, aber: Wer sich für Yachtbau und Langfahrtsegeln interessiert, sollte dieses Buch gelesen haben! Kann gut sein, dass derjenige die Welt der seegehenden Yachten danach anders sieht…
Mehr zu diesem Thema (und vielen anderen) findet sich auf dem immer spannenden Windpilot Blog.
Mehr dazu auch hier auf Literaturboot, in unserem Podcast „Das Boot für den Liveaboard“.
Sie können dieses Buch gleich hier und ganz bequem in unserem Buchladen bestellen.
2 Antworten
Es gibt einfach Fakten die unwiderruflich gültig sind. Peter Förthmann kennt sie alle und beschreibt eindrücklich, was die Qualität und die Anforderungen an ein seegängiges Schiff sein müssten. Erfahrungen bedeuten eben „Er-Fahren“.
Gnadenlos, aber voll berechtigt, geisselt er die „modernen“ Trends, die mehr durch die Marketingabteilungen, Innenarchitekten der Werften und Mainstream-Medien gefördert werden. Seegängig hat was mit Sicherheit, mit wohlbehaltenem Ankommen am Ziel zu tun. Was heute angeboten wird, ist mehr und mehr geeignet die Ferinenwohnung aufs Wasser zu verlegen. Bei schwierigen Wetterlagen bleiben dann die dann auch im Hafen.
Lieber Peter,
inzwischen habe ich Dein Bootsbau Büchlein (nicht negativ gemeint, nur wg. der Kürze) gelesen. Mein Urteil: Es ist unbedingt lesenswert für Yachties aller Art, besonders für angehende Blauwasserweitwegsegler und Liebhaber (belegbarer) spitzer Bemerkungen.
Was den historischen Teil der Yachtbau Entwicklung angeht und in der Beschreibung unserer schönen neuen Yachtwelt hast Du aus meiner Sicht meistes Recht. Aber in drei anderen Punkten möchte ich Dir, mit der geziemenden Achtung, widersprechen:
Sind aus GFK gefertigte Schiffe, verglichen mit Metallbooten, doch nur Joghurtbecher und wegen fehlender Eisklasse und geringerer Beulen Steifigkeit ungeeignet für Blauwasserreisen? Nein, wenn auch die „Massenwerften“ konstruktiv ihre Schularbeiten gemacht haben, was sie aus meiner Sicht schon aus Haftungsgründen genauso häufig tun, wie „Edelwerften“. Sind sie sicherer? An keiner der Korallen bewehrten Küsten unserer Weltumsegelung möchte ich stranden! Da nicht das Bootsbau Material, sondern Wind und Welle entscheiden ob es noch irgendwie gut geht oder Sondermüll bzw. Metallschrott zurückbleibt. (Auf unserer Weltumsegelung (1999-2011) waren geschätzt ungefähr 70% aller Blauwasserboote aus GFK.)
Wehe dem untergebolzten Kiel und Spatenruder? Wir sind wegen falscher Seezeichen (nicht gelöschtes Feuer in Linie) unmittelbar vor der Hafeneinfahrt von Moloolaba (Ostaustralien) auf eine nicht mehr frische Sandbank gelaufen und beinahe gestrandet. SUBEKI wurde durch die Welle immer weiter auf die Bank geschoben. Dabei setzten wir mit Kiel und Spatenruder mehrfach hart auf, aber irgendwie gelang es uns, das Boot zu drehen und von der Bank herunter zu rutschen. Unser Ruder blieb ohne Einschränkung voll funktionsfähig und auch Rumpf sowie der untergebolzte Kiel blieben außen wie innen unbeschädigt wie eine genaue Untersuchung später in einer Werft an Land zeigte. Nur der Ruderkopf war leicht beschädigt, der Rumpf darüber nicht. Beim Aufsetzen war das Spatenruder nach oben gedrückt worden und ist gegen den Rumpf geschlagen. Die beiden (nach oben offenen) soliden Ruderlager haben diese Bewegung des Ruderschaftes zugelassen, ohne die Funktionsfähigkeit der Ruderanlage im Geringsten einzuschränken. WAS wäre mit einem fest gelagertem Skeg- oder Kielruder beim Rückwärtsaufsetzen passiert? Die Befestigungen wären vermutlich abgeschert.
Insbesondere Dein „Bashing“ der Großwerften finde ich nicht ganz fair. Wie schon erwähnt, werden schon aus Haftungsgründen Materialstärken und grundlegende Bootseigenschaften z. B. Kentersicherheit entsprechend gewählt. Wenn fehlerhafte Produktteile vorkommen wie überall, werden diese schnell vom aufmerksamen Markt bestraft und abgestellt. Von den während unserer 12-jährigen Weltumsegelung getroffenen Blauwasser GFK Booten entstammten mehr als 80% den geschmähten Großwerften, weil diese auch für Nichtmillionäre, zumindest gebraucht, bezahlbar sind und weil für das Blauwasser ja nicht nur eine Heckverzierung angeschafft werden muss, sondern vieles mehr. Richtig auf Blauwasserleben optimiert und voll geeignet wird ein Boot, egal ob Einzelbau, Edelwerft oder Massenwerft, ob Metall, Holz oder GFK, ob Lang- oder Kurzkiel, ob Spatenruder oder angehängt, erst bei erfolgreicher Rückkehr nach mehreren Jahren im Blauwassereinsatz sein.
Lieber Leser, wenn Sie nicht durch Peters Buch Mythos Weltumsegelung abgeschreckt sind und Ihre Weltumsegelung auch nicht fünf Jahre heraus schieben wollen, um ein holländische Alu Boot mit Langkiel in Auftrag geben zu können, oder Eisklasse für die Nordwest-Passage alternativ Antarktika benötigen, sollten Sie ruhig zu einem renommierten GFK Boot mit untergebolztem Kurzkiel und Spatenruder greifen und Ihr Geld besser in notwendiger und geeigneter Ausrüstung anlegen.
Mit unserer Jeanneau Sun Odyssey 42.2 SUBEKI haben wir es gewagt und genossen. Es war das Beste was wir je unternommen haben!
Trotzdem sollten Sie Bootsbau Gestern und Heute aufmerksam lesen, man kann viel lernen und auch mit Ihrem Joghurtbecher losfahren, wenn die Zeit gekommen ist.
Herzliche Grüße
Sybille und Christian Uehr
SY Subeki / http://www.subeki.de