Sind Piratenschätze und Schatzkarten Seemannsgarn? Hat nicht ausgerechnet der Autor der „Schatzinsel“ selbst einen Schatz gefunden? Und warum hat Joshua Slocum alle bekannten Schatzinseln angesteuert? Die Antwort: Es hängt alles zusammen. Man muss es nur glauben …
Robert Louis Stevenson liebte Karten. Er mochte die Namensgebung auf Landkarten und die Tatsache, dass eine Karte ihren Leser nach Hause bringen, aber auch in die Irre führen kann. Und er mochte, dass Karten ihn zu Orten brachten, an denen er nie zuvor gewesen war. „Ich höre, dass es Menschen gibt, die sich nichts aus Karten machen, und es fällt mir schwer, das zu glauben“, schrieb er 1894 in Mein erstes Buch, seinem Bericht über die Inspiration für Die Schatzinsel. Die Idee für den Bestseller war vielleicht ein Zufall. Es wird an einem der letzten Augusttage 1881 gewesen sein, der Sommer war selbst für schottische Verhältnisse sehr nass. In einem Cottage im schottischen Hochland leiht sich der kranke Stevenson von seinem Stiefsohn Lloyd Papier und Bleistift und fertigt eine Zeichnung an – eine kleine, unbewohnte Insel, „neun Meilen lang und fünf breit, in der Form eines fetten Drachens, der aufrecht steht, könnte man sagen, und hatte zwei schöne vom Land umschlossene Häfen und einen Berg in der Mitte, der als ‚Fernrohrhügel’ markiert war“. Am Schluss zeichnete er ein rotes Kreuz und schrieb ‚Hauptschatz’ daneben. Mit einigem Stolz überschreibt er sein Werk mit „The Treasure Island“ – die Schatzinsel.
Robert Louis Stevenson
Die Karte lässt seine Phantasie blühen. „Während ich meine Karte von der Schatzinsel betrachtete, tauchten aus dem Unterholz plötzlich die Figuren des Buches auf. Braune Gesichter und glänzende Waffen blitzen an den unverhofftesten Stellen hervor, während sie auf dem flachen Papier hin und her huschten und nach dem Schatz jagten. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich schon ein Blatt vor mir und schrieb ein Inhaltsverzeichnis nieder“.
Jeden Tag schreibt Stevenson ein Kapitel und liest es abends seiner Familie vor. Am 15. Tag geht nichts mehr,
Stevenson ist ausgebrannt. Seine Tuberkulose quält ihn, deshalb reist die ganze Familie in die Schweiz und verbringt den Winter in Davos. Das trockene Bergklima tut ihm gut, auch sein Schreibstau löst sich. „Und siehe da! Die Worte strömen wieder leicht aus mir heraus wie bei einem traulichen Gespräch am Kaminfeuer; und so beendete ich die ‚Schatzinsel’ in einer zweiten Welle vergnügter Fleißarbeit und wiederum im Takt von einem Kapitel pro Tag“.
Die Karte der Schatzinsel, die wir heute kennen, ist jedoch nicht die, mit deren Hilfe Stevenson sein Buch schrieb. Die Originalzeichnung ging zwischen einem Postamt in Schottland und seinem Londoner Verleger Cassell verloren. „Die Korrekturen kamen“, erinnert sich Stevenson, „sie waren durchgesehen, aber von der Kart…