Ein natürlicher Geräuschpegel in den Ozeanen dieser Welt ist für die meisten Meeresbewohner nicht einfach nur angenehm, sondern für viele schlicht überlebenswichtig – und damit auch für das gesamte Ökosystem in den Meeren. Die Ergebnisse der aktuellen Forschung dazu, jüngst im Magazin „Science“ veröffentlicht, deuten auf eine dramatische Lärmverschmutzung unter Wasser hin. Die Schäden durch die von den Menschen verursachte Kakophonie unter Wasser seien so dramatisch wie die Folgen von Überfischung, Umweltverschmutzung und dem Klimawandel, heißt es in dem Bericht. Die gute Nachricht allerdings sei, dass sich die Lärmbelästigung relativ einfach und kurzfristig dramatisch reduzieren ließe, und dass die positiven, regenerativen Effekte ebenfalls sofort eintreten würden.
Meerestiere können über viel größere Entfernungen hören, als sie sehen oder riechen können, was den Schall für viele Aspekte des Lebens entscheidend macht. Von Walen bis hin zu Muscheln nutzen Meerestiere Geräusche, um Beute zu fangen, zu navigieren, ihr Territorium zu verteidigen und Partner anzulocken.
„Alles, vom Plankton bis zum Hai, nimmt seine akustische Umgebung wahr“, sagt Prof. Steve Simpson von der
Universität Exeter, der Teil des Forschungsteams ist, berichtet die Tageszeitung „Guardian“. Er sagte, die Lärmbelastung sei wie ein akustischer Nebel im Meer. „Wir stellen fest, dass die Tiere durch den Lärm direkt gestresst werden und deshalb schlechte Entscheidungen treffen, die oft zum Tod führen“, sagte er und merkte an, dass der Lärm von Motorbooten am Great Barrier Reef in Australien zu einer doppelt so hohen Sterblichkeit führt, als die durch Raubfische übliche.
Meerestiere können schlecht sehen und kaum besser riechen, aber sie können fast quer durch ganze ozeanische Becken hören. Dennoch ignorieren bisherige Berichte über die Zustände der Ozeane die beängstigende Lärmverschmutzung. Die in „Science“ veröffentlichten Ergebnisse der neuesten Forschung sollen das ändern. Hier wurden mehr als 500 Studien über die Auswirkungen von Lärm auf das Unterwasserleben analysiert. Etwa 90 Prozent der Studien belegen eine deutlich…