Welch eine wunderbare Welt entfaltet sich hier. Big Sur, die wilde kalifornische Pazifikküste voller Geschichten und Legenden, die von den Native Americans bis heute wirken. Bis heute?
Jens Rosteck hat in diesem Buch einiges, vieles zusammengetragen an Charakteren und Lebensläufen, von den frühen Poeten bis zu den Hollywoodstars, die erst gegen Ende der großartigen Zeiten dieses Landstriches hier auftauchten. Er berichtet von vergangenem, die dem Big Sur Folk Festival, welches nur einige Jahre lang stattfand aber dafür umso großartiger und beeindruckender war (wo, fragt man sich voller Trauer, ist dieser Spirit der hier anwesenden Menschen in jenen Jahren geblieben? Was ist aus dieser Welt seither geworden?) ebenso wie von bleibendem, dem einmaligen Esalen Institute, über alleine man etliche Bücher füllen könnte.
Vor allem geht es ab er immer um Pioniere und Poeten, Romantiker und Romanciers, Käuze und Künstler. Und um berühmte Namen: Henry Miller, Joan Baez und Bob Dylan, Jack Kerouac und etliche andere. Dieses Buch strickt allerdings keine Legenden, sondern erzählt kühl und informiert über das, was war – und ist – in einem angenehm unaufgeregten Ton. Jens Rosteck, selbst natürlich ein häufiger Besucher der Gegend, beschreibt das alles betont sachlich, es wirkt etwas distanziert und definitiv leidenschaftslos. Das allerdings ist gut so, können sich doch so alle lesenden ihren eigenen Reim darauf machen und ihre eigenen Schlüsse ziehen.
Die Lektüre von Jens Rostecks Buch macht mir persönlich auch Lust auf die Wiederentdeckung eines weitaus persönlicheren Werkes: Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch von Henry Miller, auf Deutsch derzeit leider nur antiquarisch oder als e-book erhältlich.
In jedem Fall bringt Big Sur etwas in uns zum Klingen. So ganz und gar unbeeindruckt dürfte niemand bleiben, wen diese Geschichten kalt lassen ist zu bedauern. Unbedingt zu empfehlen, als Leseerlebnis aber auch als kleinen Gedankenanstoß zu netten philosophischen Träumereien …