Die See ist der letzte freie Ort auf der Welt. Das sagte einmal Ernest Hemingway und, ziemlich ähnlich aber anders und wiederum lange vor ihm, Joseph Conrad: Der wahre Frieden beginnt 1000 Meilen vom nächsten Land. Doch diese beiden wussten noch nichts von Corona. Ob das also uneingeschränkt noch so stimmt, ist daher die große Frage. Die See selbst mag vielleicht immer noch halbwegs frei sein, denn von TSS und Windparks und Ölplattformen und was nicht alles noch die Freiheit auf See einschränkt wollen wir hier heute mal nicht reden. Auch von solchen Dingen konnten Hem und Joe ja noch nichts wissen, zu ihren Zeiten gab es das alles noch nicht, selbst bei Hemingway zumindest noch nicht in dieser geballten Form. Und auch heute betrifft es ja eher die Randmeere und Küstengewässer als den offenen, freien Ozean, 1000 Meilen vom nächsten Land.
Unfrei dagegen, und das quasi über Nacht und mit aller Konsequenz, waren im Frühjahr die Häfen und Buchten und Inseln an und in den Meeren. Die Freiheit auf dem Wasser, immerhin das höchste Gut der Liveaboards und vagabundierenden Weltumsegler: Weggewischt. Dramatisch für alle betroffenen, in der Karibik, Südsee oder auch nur Mittelmeer. Yachten lagen fest, durften Häfen oder Buchten nicht mehr verlassen. Einigem, in Malaysia oder Indonesien, saßen bis vor kurzem fest; Monatelang also. Anderswo wurden sie dazu gezwungen, sichere Häfen zu verlassen.
Marinagebühren, die gerade jetzt vom günstigen Winter- auf den teuren Sommertarif wechselten, brachten Crews an den Rand der Pleite weil sie keine andere Wahl hatten als zu bleiben und zu zahlen. Frei ankern war erst recht nicht mehr uneingeschränkt möglich. Viele festsitzende Crews machten sich außerdem Sorgen darüber, was denn wäre, wenn ihre Visa bald ablaufen. Oder die Jahreszeit: Zur Hurricanesaison möchte niemand am falschen Ort festgehalten werden. Doch das Schiff unbeaufsichtigt liegen lassen und womöglich per Flugzeug um die halbe Welt zurück nach Deutschland fliegen? In diesen Zeiten wäre das doch ebenso sinnlos wie kontraproduktiv. Die Lage war, gelinde gesagt, unübersichtlich. Und sie droht, es wieder zu werden. Wenigstens gibt es verlässliche Quellen, die Auskunft geben über die aktuelle weltweite Lage in Häfen und Revieren: trans-ocean.de auf Deutsch, noonsite.com auf englisch.