Harry hat über meine Bücher geschrieben, über meine Romane, die ersten zwei Fälle meines Yachtdetektivs Fabian Timpe, der ist immerhin ein Liveaboard, Lebenskünstler und Genießer. Das hat mich besonders gefreut, nicht nur weil sein, Harrys, Urteil über beide Bücher gnädig ausgefallen ist, sondern weil der Kollege Hans-Harald Schack einer jenes seltenen Stammes von Menschen ist, zu dem vielleicht auch ich mich zählen darf. Ein Vollblut-Schreiber, Wörter-Schmied und Profijournalist, viele Jahre seines Berufslebens hat er in Berlin bei einem bekannten Großverlag in diversen spannenden Positionen verbracht. Gleichzeitig aber auch ein See- und Wassermensch, dem Segeln mit der gleichen hoffnungslosen Leidenschaft verfallen wie dem Schreiben. Als segelnde Schreiber waren wir oft Kollegen, ganz zu Anfang war Harry mein Redakteur und ich ein junger, blutiger Anfänger. Jahre später war ich der Redakteur. Als ich das Printmagazin „Segel Journal“ machte, welches es so ja leider nicht mehr gibt, gehörte Harry zu meinem hoch geschätzten und wertvollen Team toller ReporterInnen. Damals schrieb er auch die schöne Reportage über Fastnet Rock, die er dann auch auf seiner Webseite veröffentlicht hat.
Und nun also über den Yachtdetektiv Fabian Timpe:
Black Jack
Fabian Timpe ist ein Liveaboard, eine Art segelnder Nomade. Seine schöne Holzketsch „Melodia“ ist das Boot, auf dem er sesshaft sein kann, und zwar in jedem Segelrevier der Welt. Mit an Bord lebt sein Sohn Felix, und da die beiden gerade in Cannes liegen, geht Felix in der schönen Mittelmeerstadt zur Schule. Das Schiff ist reparaturbedürftig, aber Vater und Sohn schaffen es ohne abzusaufen in den Hafen… und dann verschwindet da eine Yacht. Und einige Leute benehmen sich sehr seltsam.
Mehr oder weniger per Zufall gerät Fabian Timpe an seinen ersten Fall. Eine schöne Frau heuert ihn an, eine weitere schöne Frau ist auch an ihm interessiert. Klingt nach einer wenig plausiblen Story, aber gab es schon mal einen plausiblen James Bond? Das Gute ist, dass der Segeljournalist Detlef Jens die Zutaten für seine fiktiven Geschichten der Realität entnimmt (wo er ja auch als Journalist Erzählenswertes findet). Dafür setzt er sich hier und dort über die Regeln des Krimiautorenhandwerks hinweg. Die Versicherung, die Timpe den Job verschafft, ist in Wirklichkeit Pantaenius, für den Versicherungsdetektiv Timpe ist Pantaenius‘ erster Fahnder Michael Kurtz das Vorbild, und die Stadt Cannes ist Cannes, wie man es als Segler kennt. Die Cafés am lauten Boulevard de Corniche, die Städtchen im Hinterland stimmen, der befreundete Yachtfotograf und auch die Sorgen eines alleinerziehenden Vaters, dessen Junge in der Schule Ärger hat – das alles ist real. Dass Jens ein abgebrühter Zocker ist, wie der Name „Black Jack“ vermuten lässt, halte ich aber nicht für erwiesen.
Ich hatte den Roman in acht Stunden durch, was für einen eher langsamen Leser eine super Zeit ist. Ob am Ende alles gut wird, sei hier nicht verraten.
Gefährliche Gezeiten
Fabian Timpe ist wieder auf dem Meer unterwegs. Die Dämmerung weicht dem Sonnenaufgang, der Kaffee schmeckt am besten, während der Tag erwacht. Timpe steuert, von den Azoren kommend, die Bretagne an, und dort wartet – für ihn überraschend, für den Leser nicht – der nächste Fall auf ihn. Außerdem zwei schöne Frauen, was in der Welt der segelnden Yachtdetektive nichts Ungewöhnliches ist.
Auf einer kleinen Werft am Golf von Morbihan ist eine Klassiker-Yacht abgebrannt, ein alter Seefahrtskreuzer. Zufällig hat Timpe beim Anlaufen des Golfs Grundberührung in den Gezeitenstrudeln, was für den Verlag den Titel „Gefährliche Gezeiten“ rechtfertigt und Timpe den Erstkontakt mit dem Werftbesitzer beschert. Denn natürlich ist etwas faul an diesem Versicherungsschaden, und diesmal reichen die Spuren weit in die Vergangenheit zurück. Die Stadt Flensburg war nach Hitlers Selbstmord der letzte Regierungssitz des Deutschen Reichs, und in der heutigen Marineschule schwelt auf Führungsebene immer noch ein Streit, der die ethische Verantwortung von Offizieren zum Kern hat. Manche Vorbilder sind eben keine Vorbilder. Eine Yachtschule kommt vor, in der ich noch Anfang der achtziger Jahre den Hauch früher Jahrzehnte zu schnuppern vermeinte. Und dies ist nur eine Zutat dieses Krimis.
Detlef Jens lebt(e) auf seinem Boot in Flensburg, die „Robbe & Berking Yachtwerft“, die sich auf Klassiker spezialisiert hat, ist ebenfalls in Flensburg. Ein Junge bricht auf aus Flensburg – für mich das stärkste Element des Buches. Doch der Hauptschauplatz im zweiten Fall des Yachtdetektivs Fabian Timpe ist die Bretagne. Dass Detlef Jens sich auch dort auskennt (u. a. weil er dort für Reed’s Nautical Almanach Häfen und Ankerplätze recherchiert hat), liest man zwischen den Zeilen. Und ob das mit den Frauen diesmal gut geht… Der Leser lasse sich überraschen.
Kurzweil für Hafentage und die Seepassage, aber kein Grund, verspätet zur Wache zu erscheinen. Man kann ja später weiterlesen!
Hier geht es zum Video „Detlef Jens liest aus Gefährliche Gezeiten“
Beide Bücher sind im Verlag KJM erschienen. Bitte unterstützen Sie ihren lokalen Buchladen. Für Vielfalt und Freundlichkeit in Ihrer Gegend.
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