Guirec Soudée: Seefahrt mit Huhn

Wie hatte ich mich auf dieses Buch gefreut! Wenigstens war ich echt gespannt, denn die hier beschriebene Reise ist wirklich außergewöhnlich: Von der Bretagne nach St. Barth in der Karibik, dann nach längerem Aufenthalt dort in den hohen Norden, zum Überwintern im Packeis an der Küste Grönlands. Anschließend durch die Nordwest-Passage bis Alaska, dort wieder mit einem längeren Aufenthalt, und von dort ohne nennenswerten stopp bis in den tiefen Süden, diesmal, bis an den Rand des Antarktischen Kontinents. Schließlich dann durch den Süd- und Nordatlantik zurück in die Bretagne.

Eine wirklich enorme Reise. Respekt! Durchgeführt von einem jungen Kerl, Guirec, der zwar auf einer winzigen Insel in der Bretagne quasi am und im Meer aufgewachsen ist, der aber sehr viel mehr Ahnung und Erfahrung im und mit dem Surfen und Fischen hatte, als mit segeln – vor allem über solche Distanzen und das alleine.

Moment. Alleine? Nicht ganz. Auf den Kanarischen Inseln kommt seine Freundin Monique an Bord. Und Monique ist ein Huhn. Ein echtes, mit Gefieder und Schnabel. Und – das ist noch mit das Beste an ihr, wie es scheint, sie legt sogar Eier. So bekommt Guirec fast jeden Tag sein frisches Frühstücksei. Wahnsinn!

Soweit ist also alles gut. Aber dann das Buch dazu! Was für ein Jammer. Leidenschaftslos und lau geschrieben, vor allem aber katastrophal übersetzt. Wie viel besser oder auch nicht das französische Original ist, kann ich nicht beurteilen. Was mir aber ganz unangenehm auffällt, sind die krassen Fehler in der Übersetzung, wenn es ums Segeln geht. Kostprobe? Bitte: „Ich bin gezwungen, das Boot zu untertakeln, sonst hält das Windsteuersystem nicht.“ Was mag das bedeuten? Vielleicht reffen? Warum hält das Windsteuersystem sonst nicht? Oder: „Wir haben das Glück, dass unser Segelboot einen Rumpf aus Stahl hat. Mit einem Modell aus Kunststoff wären wir bereits gekentert.“ Tatsächlich? Weiter: „Mit voller Takelage fahre ich unter der Brücke hindurch“ – ach, es ist so schade, dass solch ein Buch schon alleine auf diese Art so sehr verhunzt wird. Da wird auch schon mal das Südpolarmeer mit der Südsee verwechselt oder es wird, im Zusammenhang mit Segeln unter Spinnaker, von einem „Schwingbaum“ gesprochen: Was ist das für ein mysteriöses Teil?

Es ist wirklich schade. Tolle Reise, furchtbares Buch. Mehr gibt es eigentlich gar nicht nicht zu sagen.

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