Der Seemann und Schriftsteller Joseph Conrad schrieb einst im 19. Jahrhundert: „Der wahre Frieden auf der Welt beginnt 1000 Seemeilen vom nächsten Land.“ Im 21. Jahrhundert allerdings findet man dort etwas ganz anderes: „Plastik! Überall Plastikmüll im Meer. Tausende von Seemeilen von der nächsten Küste, der nächsten menschlichen Behausung entfernt – Plastikmüll. Es war unglaublich!“ So Emily Penn, die mit dem Schiff von England nach Australien reiste. Mittlerweile dürfte es mehr Plastikteilchen als Fische im Meer geben. Und in unsere Nahrungskette sind diese Partikel schon längst gelangt
Heute kämpft Emily Penn auf ihre sehr sympathische Weise für unsere Ozeane. Nämlich, indem sie diesen riesigen und wichtigen Lebensraum möglichst vielen Menschen nahe bringt: 90 Prozent des Lebens findet im Ozean statt. Auch auf der Wassersportmesse „boot 2017“ (noch bis zum 29. Januar in Düsseldorf) konnte man den ebenso leidenschaftlichen wie aufrüttelnden Vorträgen von Emily Penn lauschen. „Klar kann man nur das Schützen, was man kennt und liebt. Daher ist es ja so wichtig, den Menschen das Meer nahe zu bringen!“
Emily segelt seit ihrem fünften Lebensjahr, doch die globalen Probleme unserer Meere – „wir leben ja auf dem Planet Ocean, nicht Planet Earth“ – fielen ihr nach ihrem Studium der Architektur auf, als sie von England nach Australien reisen wollte um dort einen Job in einem Architekturbüro anzutreten. „Nachhaltigkeit hatte mich schon immer interessiert. Einfach in ein Flugzeug steigen, das kam für mich nicht in Frage!“ Sie sah sich nach einem Schiff um und kam so zur Mannschaft des „Earthrace“, eines futuristischen Trimarans, der mit Biodiesel um die Welt fuhr. „Auf der Reise von England nach Australien und Neuseeland traf ich so viele tolle und inspirierende Menschen, und ich kam so unmittelbar in Kontakt mit den akuten Umweltproblemen, dass ich nicht einfach nur noch Häuser bauen wollte!“
So war die Karriere als Architektin beendet, bevor sie begonnen hatte. Emily war stattdessen zu einer wunderbaren Entdeckungsreise aufgebrochen. Sie hängte weitere sechs Monate als Helferin beim „Earthrace“-Programm an, dann zog sie für ein halbes Jahr nach Tonga. „In der Sprache der Insulaner gibt es noch nicht einmal ein Wort für Abfall, dieses Phänomen kannte man früher einfach nicht“, berichtet Emily, die dort in einer Großfamilie lebte, das Aufräumen der Strände organisierte und in der Schule unterrichtete. „Heute ersticken die Inseln im Plastikmüll.“ 56 Tonnen Plastikmüll sammelte sie mit den Einwohnern ein, abtransportiert wurde es auf einem Schiff und für eine Landaufschüttung verwendet. Plastik bereitet besondere Probleme. Die Menschheit verbraucht unglaubliche Mengen davon – alleine 60.000 Plastiktüten, die weltweit alle drei Sekunden benutzt und weggeworfen werden -, doch das Material ist quasi für die Ewigkeit gemacht, es verrottet nicht.
Nach ihrer Tonga-Mission brauchte Emily für ihre Idee, Workshops und Vorträge und Events zu organisieren, neuen Input und fuhr natürlich per Frachtschiff nach Kalifornien, wo sich viele Organisationen und Institutionen mit dem Thema Meeresschutz befassen. Dort half sie, die „Pangaea Exploration“ aufzubauen. Dieser Organisation geht es darum, mit einer (von einem Geschäftsmann mit Sinn für das Sinnvolle gestellten) Segelyacht und vielen interessierten Menschen an Bord die Ozeane zu befahren, um diese zu untersuchen und kennen zu lernen.
Dies sind die Ziele dieser Organisation, deren Direktorin Emily sieben Jahre lang war: Das Leben im Ozean zu schützen, indem es erforscht und konserviert wird, und indem die Menschen darüber informiert werden. Ein weiteres Ziel ist es, eine neue Generation von Entscheidungsträgern heranzubilden, die sich mit den Themen Meeresschutz, Meeresbiologie und Kommunikation befassen. Schließlich möchte Pangaea Expediton auch möglichst vielen Menschen einfach den persönlichen Zugang und damit das persönliche Erleben der Ozeane ermöglichen. Dabei sammelt das Schiff aber auch immer weiter Wasser- und damit unweigerlich auch Müllproben.
Emily selbst arbeitet immer noch mit Pangaea zusammen, organisiert auch reine Frauengruppen an Bord der Expeditionsyacht: „Es geht dabei vor allem um die weibliche Gesundheit und wie diese durch die Schäden im Ozean beeinflusst wird. Ein faszinierendes Thema“, sagt sie. Vor allem aber ist sie unermüdlich als Botschafterin der Meere unterwegs, veranstaltet Workshops und Events und hält weltweit ihre viel beachteten Vorträge.
Weitere Informationen: www.emilypenn.co.uk, www.panexplore.com, www.exxpedition.com