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Der grüne Blitz

Die einzige Liebesgeschichte des großen Naturwissenschaftlers und ersten Science-Fiction Autors überhaupt, Jules Verne, ist eine leichte, romantische, bezaubernde Erzählung. Eine junge und hübsche, vor allem aber etwas träumerisch veranlagte junge Dame jagt einem eher seltenen Phänomen hinterher – sie möchte, vor allem vor ihrer geplanten Heirat, einmal den Grünen Blitz erblicken, der bei einem besonders schönen Sonnenuntergang über dem Meer zuweilen, im Auge des Betrachters zumindest, sichtbar werden kann.

So begeben wir uns gemeinsamen mit ihren beiden Onkeln, den Vormunden, auf eine, von gewissen Zwischenfällen abgesehen, unbeschwerte Reise an die Westküste Schottlands. Daher ist dieses Buch auch eine besondere Freude für alle (aber nicht nur für diese), die wie ich diesen Teil der Welt besonders lieben. Die Küste und die Inseln der Grafschaft Argyll sowie die weiter draußen liegenden Inseln der Hebriden. Auf Staffa, jenem bemerkenswerten Eiland, deren Fingal’s Cave schon so manchen kreativen Geist auf die Sprünge geholfen hat, findet denn auch der dramatische Höhepunkt statt. Die junge Dame erblickt dort zwar nicht den grünen Blitz, am Ende aber etwas sehr viel wertvolleres…

Wie gesagt, dies ist ein leichtes und höchst angenehmes Lesevergnügen. Dass vor allem hier, zwischen den Inseln Schottlands, auch die Seefahrt nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. So schwärmt der Held, Olivier Sinclair, an einer Stelle: „Kein Schiff kann ich auslaufen sehen, ohne dass mein ganzes Wesen mit an Bord geht!“ Über die schottische Küste äußert er sich ähnlich leidenschaftlich: „…ich kenne nichts, was unseren Hebriden vergleichbar wäre, zu denen dieser Steamer uns bringt! Ein echter Archipel mit einem Himmel, der nicht so blau ist wie der des Orients, aber vielleicht mehr Poesie hat, mit allen seinen wilden Klippen und nebligen Horizonten. Der griechische Archipel hat eine ganze Gesellschaft von Göttern und Göttinnen hervorgebracht. Mag sein! Aber sie werden feststellen, dass es sehr bürgerliche, sehr pragmatische, vor allem zu materiellem Leben begabte Gottheiten waren, die ihre kleinen Geschäfte trieben und ihre Konten führten. Meines Erachtens wirkt der Olymp wie ein mehr oder weniger gut besetzter Salon, wo Götter zusammen kommen, die etwas zu sehr den Menschen gleichen, deren Schwächen sie alle teilen! So ist es mit unseren Hebriden nicht. Dort weilen übernatürliche Wesen! Die skandinavischen Gottheiten, immateriell, ätherisch, nicht greifbar, keine Gestalten aus Fleisch und Blut! Odin, Ossian, Fingal, das ganze Heer dieser den Sagenbüchern entschlüpften poetischen Geister! …“

Ein romantisches Plädoyer, was im Übrigen dieses ganze kleine Büchlein überhaupt ist. Amüsant auch die Figur des sehr trocknen und tölpelhaften Aristobulus Ursiclos, der, als Naturwissenschaftler, der Gegenentwurf zu den träumerischen Figuren ist – vielleicht auch eine Spiegelung des Autors selbst, der ja über ganz beträchtliche naturwissenschaftliche Kenntnisse verfügte auf deren Basis er seine berühmten, fantastischen Romane aufbaute?

Ein sehr schönes Buch, wie immer beim mareverlag auch ganz besonders liebevoll hergestellt und ausgestattet – mit großformatigen Stichen als Illustrationen, wunderbar gebunden und in einem stabilen Schuber. Sehr empfehlenswert!

 

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