Langsam Leben! Vor allem, wenn man sich in der zweiten Hälfte seines Lebens oder gar im dritten Drittel befindet, bietet sich das an. Aber ernsthaft. Slow Food vs Fast Food: Keine Frage, was der Genießer da vorziehen würde, oder? Es lohnt sich, auch in anderen Bereichen des Lebens nicht in Eile zu verfallen. Langsam lieben. Langsam lesen.
Ich liebe Bücher. Gemacht für den geruhsamen Verzehr, für den intensiven Genuss. Wort für Wort, Satz für Satz entfaltet sich vor dem inneren Auge des Lesers eine vollkommen andere Welt. Und es gibt Sätze wie Melodien! Paukenschläge. Harfenklänge. Schlagzeug-Stakkato. Ganze Texte, die man sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen möchte. Das pure Lesevergnügen, buchstäblich, und so völlig anders als das schnelle Durchsehen oder Scannen von Informationsbrocken im Internet.
Allerdings, ich liebe auch die Vielfalt der so genannten Blogs und Blogger im Internet. Sie bilden das Leben ab auf eine viel direktere Art, als die Literatur es jemals vorhätte. Bunt, roh, ungefiltert. Viele davon mittlerweile nicht nur als Texte, sondern multimedial. Bild, Video, Audio, eben mal so und mal so, je nach Thema passend präsentiert. Einige dieser Webseiten sind unterhaltsamer als andere, aber das gilt für Bücher natürlich auch. Mein derzeitiger Favorit im Netz ist übrigens www.artofhookie.org. Dieser Kerl ist klasse. Sohn von, wie er sie nennt, „kapitalistischen Hippies“, was auch immer das sein mag. Jedenfalls lebt er aus dem Vollen, an Bord eines wirklich kleinen Bootes, und schreibt darüber ziemlich gut.
Aber ein Buch? Ist anders, wenn auch nicht zwingend besser. Was gar nicht geht, finde ich, ist die Masche einiger Verlage, aus erfolgreichen Blogs Bücher zu machen. Einfach so. Ohne erkennbare Bearbeitung. Doch Blogger sind keine Schriftsteller. Ihre Kunst ist eine andere, und wenn man sie druckt und zwischen Buchdeckeln publiziert, tut man ihnen damit keinen Gefallen. Den Leserinnen und Lesern auch nicht. Denn dann entsteht etwas in Buchform, von dem zumindest ich oft nicht weiß, was ich damit anfangen soll.
Foto Ina Steinhusen
Die Verlage und der ganze Literaturbetrieb klagen darüber, dass die Menschen immer weniger lesen würden. Vermutlich lesen sie gar nicht weniger, sondern nur anderes. Auf jeden Fall immer weniger Bücher. Das finde ich auch schade, die nicht-Bücher-lesenden wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht. Oder tun sie das?
Mit der Qualität von Büchern, der inhaltlichen, ist es ja auch oft so eine Sache. Schlicht gesagt: Aus welchen Gründen auch immer, es wird einfach zu viel Schrott gedruckt. Das aber ist kontraproduktiv, es hilft der Branche keineswegs weiter. Das gilt auch für Zeitschriften, meiner zweiten Liebe. Nicht Quantität, Qualität alleine sichert das Überleben eines gedruckten Werkes. Eben anders, als im Netz. Anders geschrieben, anders strukturiert, mit einer guten Story oder wenigstens einem echten Thema. Schnelles Lesen vs langsames Lesen. Fast Food wird auch anders zubereitet, als Slow Food.
2 Antworten
Leider wird es auch immer schwieriger, Bücher zu finden, die einem genügen. Die Qualität ist in der Breite sehr niedrig. Segelbücher und Urlaubsgebiet-Krmis sind gute Beispiele. Auch an Besprechungen kann man sich selten orientieren, da wird grundsätzlich alles gelobt. Von Bestsellerlisten wollen wir gar nicht reden.
Vielleicht ist es aber auch anders und mein Geschmack ist mittlerweile einfach zu weit vom Zeitgeist entfernt. Vielleicht brauche ich mal ein paar Wochen Fernsehen, um wieder beizukommen…
Einige wenige Blogs und Vlogs sind eine Bereicherung, auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
Dem stimme ich vollkommen zu. Was jedoch die Besprechungen betrifft, hier auf Literaturboot wird nicht alles grundsätzlich gelobt. Allerdings gestehe ich, dass ich lieber Besprechungen von Büchern veröffentliche, die ich gut finde, als von solchen, die man nur verreißen kann. Dennoch: Kritik wird, wo angemessen, durchaus geübt. Und es gibt ja zum Glück durchaus noch Verlage, die auf Qualität auch inhaltlicher Art setzen. Der Mare-Buchverlag ist ein Beispiel…