Er ist so British wie Cricket, Minzsoße und schales Bier: Der „Shipping Forecast“ feierte am 24. August sein 150-jähriges Bestehen. Eine maritime Institution, längst Kult und längst mehr, als nur ein Seewetterbericht. Das britische „Met Office“ schätzt denn auch, dass dies der älteste, immer noch veröffentlichte Wetterbericht der Welt sei. Ursprünglich wurde der Shipping Forecast in der Tagespresse gedruckt und per Telegrafie an die Schiffe weiter geleitet. 1921 gab es die ersten Ausstrahlungen im Radio, der BBC sendete den Shipping Forecast erst ab 1925. Seither wird er jeden Tag viermal auf Langwelle gesendet (BBC 4, um 0048, 0520, 1201 und 1754 Uhr). Und seit 1925 wurde der Shipping Forecast nur ein einziges Mal nicht gesendet – am Freitag, den 30. Mai 2014 passierte das Undenkbare. Die Moderatoren im
Broadcasting House des BBC lasen den Bericht zwar wie immer vor, aber er wurde nicht gesendet. Die Hörer empfingen stattdessen den BBC World Service.
Dafür wurde der Shipping Forecast während der Eröffnungsfeierlichkeiten zu den Olympischen Spielen 2012 in London gespielt, um das maritime Erbe Großbritanniens zu demonstrieren.
Für viele, auch an Land, ist es ein allnächtliches Ritual, den Shipping Forecast um kurz nach Mitternacht zu hören. Die Engländer nennen diese Sendung einen „nationalen Schatz“. Zumindest aber ist sie unbestreitbar ein Teil der englischen Kultur. Warum ist das so?
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