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Antifouling: Einige Anmerkungen zur aktuellen Lage

Neues Antifouling

Ein kleiner Zwischenruf zum Thema Antifouling. Ab dem sehr bald kommenden Jahr wird es in Deutschland eine neue Verordnung geben, nach der toxisches Antifouling nicht mehr ohne ein persönliches Beratungs- und Aufklärungsgespräch mit den Kunden verkauft werden darf. Der Verbraucher soll darin einerseits auf die Verarbeitung der Farben und den Schutz der eigenen Gesundheit, andererseits aber auch auf die ökologischen Folgen solchen Tuns hingewiesen werden. – Erstmal eigentlich kein ganz schlechter Gedanke. Aber dann war ein ziemlicher Aufschrei zu hören und zu lesen. Und ja, es belastet den Handel, auch und gerade den Online-Handel, wo solche Beratungsgespräche per Telefon geführt werden müssen. Und ja, in Deutschland gibt es ja seit jeher eine gewisse Neigung, alles und jedes in Gesetzen oder Verordnungen möglichst kompliziert zu regeln.

Aufklärung schadet nicht

Es kann aber auch wirklich nicht schaden und einige Anwender durchaus schützen, wenn zum Beispiel auf die gesundheitlichen Auswirkungen von einem allzu sorglosen Vorgehen bei der Verarbeitung von giftigen Farben hingewiesen wird. Davon, Bewusstsein für die Auswirkungen auf die Umwelt zu schaffen, einmal ganz zu schweigen. Leider scheint dieser Aufschrei eher ein Reflex zu sein, der für unsere Zeit der Auf- und Umbrüche so typisch ist: Alles, was anders ist als bisher, wird verteufelt und bejammert. Und der Aufruf des Handels, man solle jetzt Hamsterkäufe des giftigen Zeugs im Herbst vornehmen, ist allzu durchsichtig: Nicht nur, dass es den Umsatz kurzfristig ankurbeln soll, sondern auch die Lager von Ware leert, die potenziell irgendwann bald unverkäuflich werden könnte. Aber: Keine Panik, das Ende des Segelsports wie wir ihn kennen ist auch damit wahrhaftig nicht eingeläutet! Schade aber, dass die Industrie es nicht geschafft hat, wirklich gute und überall einsetzbare Alternativen am Markt anzubieten.

Bewegt eure Schiffe!

Außerdem: Auch die Flora im Wasser ändert sich mit steigenden Temperaturen und anderen Einflüssen. Selbst giftiges Antifouling schützt längst nicht immer vor Bewuchs. Vor allem dann nicht, wenn ein Boot die meiste Zeit der Saison ungenutzt im Hafen liegt. Bewegt und benutzt eure Schiffe, das ist die wirksamste Maßnahme gegen allzu starken Bewuchs.

Strenge Regeln gegen Unterwasserbewuchs auf Schiffen in Neuseeland und Australien

Das Einschleppen unerwünschter Arten sowie der stark zunehmende Bewuchs auf Schiffen, das so genannte Biofouling, scheint ein zunehmend ernstes Problem in Australien, Neuseeland und möglicherweise auch anderen Teilen der südlichen Ozeane zu sein. Auf der Webseite des neuseeländischen „Ministry for Primary Industries“ (mpi.govt.nz) heißt es dazu: „Meeresschädlinge und -krankheiten, die über Schiffsrümpfe nach Neuseeland eingeschleppt werden (Biofouling), stellen eine Bedrohung für unsere Meeresumwelt und Ressourcen dar. Alle Schiffe, die in Neuseeland ankommen, müssen vor ihrer Ankunft ein Bewuchsmanagement nachweisen.“ Ganz ähnlich ist die Haltung in Australien, wo seit Juni 2022 strenge Vorschriften zum Verbot von Biofouling gelten. Diese verlangen, dass Schiffsbetreiber die Umsetzung „proaktiver Managementpraktiken“ in Bezug auf den Bewuchs nachweisen müssen und dass die Behörden den Schiffsrumpf inspizieren und inakzeptablen Bewuchs falls notwendig „managen“, also vermutlich auf Kosten der Schiffseigner schon auf See entfernen lassen können.

 

Einlaufverbot für Kreuzfahrer

Diese Vorschriften werden strikt umgesetzt, wie sich im Dezember 2022 und Januar 2023 zeigte, als zwei Kreuzfahrtschiffen – der Viking Orion und der Coral Princess – die Einfahrt in neuseeländische und australische Häfen und Küstengewässer verweigert wurde. Bei der Viking Orion wurde das Problem des Biofoulings im Hafen von Wellington festgestellt. Dem Schiff wurde daraufhin untersagt, wie eigentlich geplant Christchurch und Dunedin sowie Hobart auf Tasmanien anzulaufen. Bevor das Schiff schließlich in den Hafen von Adelaide gelassen wurde, musste es von Tauchern, die von den australischen Behörden beauftragt waren, vom Unterwasserbewuchs befreit werden: „Das Schiff muss sich einer Rumpfreinigung unterziehen, um den Bewuchs zu entfernen und zu verhindern, dass potenziell schädliche Meeresorganismen eingeschleppt werden“, erklärte die australische Fischereibehörde in einem Statement. Im Fall der Coral Princess mussten eine Kreuzfahrt durch den Milford Sound und ein Zwischenstopp in Port Chalmers abgesagt werden, nachdem Schnecken auf dem Schiffsrumpf gefunden worden waren.

 

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