„Die letzte Kneipe vor New York“ – nein, das hat kein Werbetexter für den „Treffpunkt Kaiserhafen“ in Bremerhaven erfunden. Es waren Seeleute, die dem Lokal im Überseehafen den Titel gaben. Bis 1972 tranken sie dort vor der Amerika-Überfahrt ihr letztes Bier. Längst fährt kein Schiff mehr von hier nach New York, aber die Gaststätte gibt es nach wie vor – mit seefahrenden Gästen aus aller Welt. Von Wolfgang Heumer
Gegenüber dem blau-weißen Holzhaus hat ein Passagierschiff angelegt. Gleich nebenan wartet ein Autofrachter darauf, entladen zu werden. Doch bis dahin wird es noch ein bisschen dauern. Es ist Arbeitspause im Hafen, einige der Beschäftigten sind vor wenigen Minuten hinter der Eingangstür verschwunden, über der in großen Lettern „Treffpunkt Kaiserhafen“ steht. Sie genießen in dem flachen und schon etwas in die Jahre gekommenen Gebäude mitten im Bremerhavener Überseehafen ein schnelles, aber reelles Mittagessen. Wirt Martin Benecke betreibt kein offizielles Betriebsrestaurant, aber: „Dass wir die Kantine für die Leute aus dem Hafen, von den Schiffen und von der Werft nebenan sind, hat eine lange Tradition.“ Schon allein wegen ihrer Lage darf die Gaststätte wohl Hafenkneipe genannt, womöglich ist sie sogar das letzte Original ihrer Art in Deutschland.