Mein Fanø

Am Wetter kann es jedenfalls nicht liegen, dass ich mich hier auf Fanø so wohl fühle. Allmählich wächst mein Boot am Steg im kleinen Bootshafen von Nordby fest, dabei heult es meist im Rigg und oft gibt heftig schüttender Regen die Begleitmusik dazu. Dazwischen, selten aber immerhin, gibt es wie aus Versehen auch mal den einen oder anderen sonnigen Sommertag. Aber mir ist’s gleich, ich habe genug zu tun und bin nicht zum Strandurlaub hier…

Mein Fanø - Literaturboot

Dabei packt mich an manch einem Abend auch heftige Sehnsucht nach „ma belle France“, genauer gesagt nach der Bretagne wo ich im vergangenen Jahr zu dieser Zeit war. Denn auch dies ist das arg gemütliche Inseldänemark: Spätestens um 21 Uhr schließen die Restaurants und die Straßen sind wenig später leer gefegt. Wer hier dauerhaft lebt, verzieht sich unter das gemütliche Reetdach, wer für die Ferien hier ist – meist mit kleinen Kindern – kocht sowieso im Ferienhaus.

 

Das Leben hier ist eben ruhig und einfach, hart an Trägheit und, ja, Langeweile grenzend. Immerhin ist die doch wesentlich lebendigere Stadt Esbjerg nur eine 15-Minütige Fährfahrt entfernt. Ein Zentrum der Offshore-Industrie, in der auch viele Menschen arbeiten, die nicht aus Dänemark stammen. Und nun durch ihren Job hier gelandet sind. Aber 15 Minuten überfahrt zurück, und man ist wieder mittendrin in der Inselprovinz.

 

Und genau das hat dann eben auch seinen ganz eigenen Charme. Die Eingeborenen jedenfalls sind durchweg tiefenentspannt und freundlich. Tagsüber trifft man sie sogar auch mal auf der Straße. In ihrem wunderschönen Bilderbuchdorf, womit ich Nordby meine. Sønderho an der Südspitze von Fanø ist sogar noch beschaulicher, ein bewohntes Museumsdorf quasi, welches schon oft zu Dänemarks schönstem Dorf gewählt wurde. Und das will schon was heißen, in diesem idyllischen Hyggeland.

Mein Fanø - Literaturboot

Und wenn man sich hier nur lange genug herumtreibt und auf einem Boot im kleinen Inselhafen lebt, nun, dann lernt man auch schon mal den einen oder anderen Insulaner, oder Insulanerin, kennen. Trifft sich mal zum Klönen auf einer Bank am Hafen. Oder, zum gemeinsamen Kochen, abends, an Bord oder an Land. Und erhält plötzlich ganz überraschende Einblicke in das Inselleben.

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Meine Bücher

Detlef Jens – Im Kielwasser des Geldes. Ein Segel-Krimi aus Hamburg
Detlef Jens – Gefährliche Gezeiten. Ein Segel-Krimi aus der Bretagne
Detlef Jens – Black Jack. Ein Segel-Krimi
Detlef Jens – Hafenjahre, Leben an Bord
Detlef Jens - Land's End. Ein Segelbuch über das Leben an Bord

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