Verband Kysten: Die Retter des maritimen Erbes

Entlang der ganzen Küste von Norwegen engagieren sich tausende begeisterter Helfer für den Erhalt alter Schiffe, aber auch für das Überleben traditionellen Bootsbaus und historischer Gebäude am Wasser. Organisiert sind sie im Verband „Kysten“.

Wer hier schon einmal entlang gesegelt ist, weiß wie wahnsinnig lang die Küste Norwegens ist. Vom Südkap bis zum Nordkap sind es, Luftlinie, um die 1700 Kilometer oder 917 Seemeilen. Vom Oslofjord bis nach Kirkenes allerdings schon 2500 Kilometer (1349 Seemeilen), um und bei. Und wenn man, was fast unmöglich ist, jeden Fjord, jede Bucht und jede Insel „mitnimmt“, wächst die Küste auf sagenhafte 104.000 Kilometer oder 56.000 Seemeilen Länge an, wie neueste Messungen ergeben haben.

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Das alte Zolllager in Langesund, nun befindet sich hier das Museum

Die Norweger sind ein Volk der Seefahrer. Und das nicht erst seit den Wikingern, die nach Island, zu den Färöern und nach Grönland segelten, sondern um das Jahr 1000 herum sogar Neufundland erreichten und Amerika entdeckten. Schon weit davor, seit frühesten Zeiten, mussten die Norweger auf dem Wasser unterwegs sein. In dem unwegsamen Küstengelände mit hohen Bergen und tiefen Fjorden waren die allermeisten Höfe, Ansiedlungen und Fischerdörfer jahrhundertelang ausschließlich über See erreichbar. Weshalb ja noch 1893 die als „Hurtigruten“ berühmte Postschifflinie zwischen Bergen und Nordnorwegen eingerichtet wurde. In etwa zu der Zeit übrigens, als der nach Norwegen eingewanderte Schotte Colin Archer auf der Höhe seines Schaffens als Konstrukteur von Rettungs- und Lotsenbooten war.

Keine Frage also, das maritime Erbe Norwegens ist gewaltig. Während es noch bis in die Mitte des 20.Jahrhunderts hinein lebendig und intakt war, weil die vielfältige maritime Infrastruktur immer noch alltäglich genutzt wurde, änderte sich dies in den 1970er Jahren. Straßenverkehr, Bahn- und Fluglinien hatten die Küstenschifffahrt bald komplett abgelöst und obsolet gemacht. Und auch die Fischerei begann, sich zu ändern. Die boomende Offshoreindustrie hingegen, die Norwegen als Land reich machte, kam ohne alle traditionellen Bootstypen, Landungsstellen oder sogar Leuchtfeuer aus. Nicht nur historische Schiffe und Boote verschwanden, auch alte Anlegestellten und Gebäude wie Lagerhäuser verfielen. Immer mehr Leuchtfeuer wurden automatisiert, die Schuppen, Werkstätten und Wohnhäuser von Leuchtturmwärtern drohten ebenso zu verfallen. Kaum jemand interessierte sich damals noch für den ganzen alten Kram am Wasser.

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