Hier wie versprochen noch einmal meine Gedanken zum Buch „Die skandinavische Acht“ von Wilfried Erdmann. Das schon mal vorweg: Ich habe es als total sympathisches Buch empfunden. Unspektakulär, aber vielleicht, als Segelbuch, gerade deswegen so lesenswert. Es ist ganz einfach vollkommen unprätentiös, unaufgeregt, aber ehrlich und oft offenbar häufig auch spontan aufgeschrieben und nachher nicht wieder gestrichen oder beschönigt. Anders also, als viele segelnde „Helden“ über ihre Abenteuer schreiben, und Wilfried war nun wirklich ein solcher. Selbst, wenn es „nur“ durch die Ostsee geht: Spaß, und auch Abenteuer, kann man ja überall erleben. Langweilig? Ganz sicher nicht, wenn man das Buch in Ruhe liest, am besten an Bord und eben vielleicht sogar während man selber in der Ostsee unterwegs ist, und auch die oft feine Kritik und den unscheinbaren aber umso netteren Humor zwischen den Zeilen auf sich wirken lässt.
Vor allem beeindruckt hat mich die Tatsache, dass die beiden, Astrid und Wilfried, noch im relativ hohen Alter (um die 70) mit einer X-79 unterwegs waren. Ausgerechnet! Ja, ein toll segelndes Boot, aber eben eher eine Jolle mit Deckel, die man vor allem in den Jugendabteilungen der aktiveren Segelvereine sieht, oder mit entsprechend jugendlichen Crews privat unterwegs. Zwei Dinge sprechen für diese Schiffswahl: Das pure Segelerlebnis sowie die Einfachheit, Unkompliziertheit solch eines vergleichsweise kleinen Bootes (gerade noch unter 8 Meter Länge!). Und, dass die Ostsee im Sommer eben nicht das Südpolarmeer ist. Na gut, das sind drei Dinge. Das vielleicht wichtigste aber ist, dass die beiden gezeigt haben wie schön man mit einem kleinen und einfachen Boot im Sommer unterwegs sein kann, gerne auch länger, ohne gleich eine Megayacht oder ein schwimmendes Ferienhaus mit entsprechender Einrichtung mit zu schleppen. Naja, jedem das seine, aber dieser Aspekt – dass kleine und einfache Boote oft auch einfach mehr Spaß machen – wird ja immer mehr vergessen.
Das hat mich gerührt, und seine, nein: Astrids und Wilfrieds durch und durch pragmatische Art des Segelns. Hier geht nichts nach Lehrbuch oder Segelschule, sondern eher, wie es eben echte Seeleute bevorzugen nach dem Motto: was funktioniert, ist gut. Das muss man aber auch erst mal können, und das geht nur nach langer praktischer Erfahrung. Wobei man eben auch aus so manchen Fehlern lernt, ohne daraus gleich ein Drama zu machen. Das nenne ich echtes Selbstvertrauen!
Die früheren Rezensionen dieses Buches hier auf Literaturboot.de lesen Sie hier.