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Landausflug ins Rioja

Beim (Lang)-Fahrtensegeln lohnt es sich oft, auch einmal das Hinterland der Küsten und Häfen zu erkunden. Ganz besonders gilt dies auch für die berühmte Weinregion des Rioja in Nordspanien. „Dank“ eines Mastbruches in der Biskaya verbrachten meine Gefährtin und ich einst viele Wochen im Hafen von Bilbao (mehr dazu im Buch „Land’s End“), was auch eine wunderbare Stadt an sich ist. Doch der mehrtägige Landausflug in das Rioja, und das Dorf Laguardia, war schlicht großartig.

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Das ist das (spanische) Baskenland im Frühjahr: Der Geruch von brennendem Kaminholz und laute Musik erfüllen die abendlichen Straßen. Trommeln und Pfeifen hallen wieder in den mittelalterlichen, gelblich erleuchteten Gassen von Laguardia, während die musizierenden Männer von Kneipe zu Kneipe ziehen, jeweils auf einen Tinto oder auch einen Fino. Einige der Gesichter, gerötet vom Alkohol und der frischen Luft vor der Tür, sind mir schon vom Nachmittag her bekannt, aus einem winzigen Café irgendwo in einer schmalen Straße nicht weit vom Hotel. Dort saßen sie bei Café con leche oder einem Solo mit dem unvermeidlichen Fondador oder Centenario, großzügig eingeschenkt wie alle Brandys in Spanien, und einer Zigarre. Und fielen mir auf, weil sie so leidenschaftlich, laut und offenbar ausschweifend die Geschehnisse in der Welt diskutierten. Dachte ich mir jedenfalls, der kein einziges Wort verstand und dafür in den Minen der zerfurchten Gesichter zu lesen versuchte. Eine Männergesellschaft, in der sich schon Hemingway und seine Gang wohl gefühlt hatte. Damals, im letzten Jahrtausend, als sie nicht weit von hier zur Fiesta nach Pamplona und zum Forellenfischen in die Berge zogen.

Dieses Dorf Laguardia wirkt wie ein Zwilling des sehr viel bekannteren St.-Paul-de-Vence, nur eben in Spanien. Mit engen Gassen, die sich in den letzten paar Jahrhunderten scheinbar nicht verändert haben. Gelegen am Rande des Rioja, welches eben südlich des Ebro wirklich beginnt. Dieser gesegneten Hochebene, auf der die vielleicht besten, zumindest aber bekanntesten Weine Spaniens gedeihen.

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Da passt es gut, dass man hier in dem wunderbaren Haus eines Marquis einkehren kann.  Das „Mayor de Migueloa“ ist ein uraltes Haus aus dem Jahre 1619 mit sehr schönen Zimmern (nur neun, also rechtzeitig reservieren), verwinkelt, mit schweren Holztüren und meterdicken Mauern, eben ein baskisches Herrenhaus aus

 einer längst vergangenen Epoche. Neben gemütlichen Gemächern, romantischer Atmosphäre und einer sehr guten, authentischen Baskischen Küche gibt es hier auch noch eine eigene Bodega. Klar, dass wir zum Essen den hier hergestellten, im voluminösen Kellergewölbe gelagerten Haus-Rioja probieren. Besonders gut ist der Reserva, der mindestens zwei Jahre im Fass und ein weiteres Jahr in der Flasche gereift ist. Betrieben wird das alles von einer resoluten, doch freundlichen Dame, die leider außer Baskisch und Spanisch nur wenige Brocken Französisch parliert – die Verständigung klappt trotzdem.

Die baskische Küche ist einzigartig, derb und kräftig, aus den Produkten dieses reichen und fruchtbaren Landes. Einige Spezialitäten sind herzhafte Paprikawürste, Ziegenfleisch, sowie die berühmte Fabada: ein Eintopf aus weißen Bohnen und verschiedenen Würsten mit Räucherspeck. So manchen Gourmet mag sich dabei der Magen umdrehen, doch wer es deftig mag, liegt hier…

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