Die Pläne von SeglerInnen werden bei Niedrigwasser in den feuchten Sand geschrieben…
Langzeitsegler haben immer die besseren Karten. Sie können auf das richtige Wetter warten, so lange wie es eben dauert und müssen nicht bei Schauerböen und Mistwetter gegenan segeln: A Gentleman never goes to windward. Vor allem nicht in einem kalten, windigen und nassen April auf der Ostsee.
Aber Langzeitsegler, die im April auf der Ostsee sind, haben ja vielleicht auch nicht alles richtig gemacht. Richtig wäre zum Beispiel: Algarve. Oder Südfrankreich. Oder noch weiter weg und noch wärmer… Wenn man nur genug Zeit hat, ist das ja alles schön und gut und auch einfach. Einst traf ich einen englischen Segler, der schon seit Jahren unterwegs war und immer noch glücklich im Mittelmeer umher schipperte. Und dabei fröhlich erklärte, er sei auf der ersten Etappe seiner Weltumsegelung.
Ich bin derzeit gerade nicht auf Weltumsegelung. Sondern eben im April auf der Ostsee unterwegs. Eigentlich sollte es in dieser April-Woche nach Aarhus gehen. Aber bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich und immer zweistelligen Meter/Sekunden Windgeschwindigkeiten von vorne erlahmt zumindest meine Motivation sofort. Unter diesen Bedingungen zeigt sich wieder einmal: Man sollte lieber mit dem, nicht gegen das Wetter segeln.
So muss man denn auch mal spontan umplanen. Nun bin ich im idyllischen Augustenborg
sehr kommod eingeweht, der Wind heult im Rigg und rüttelt an den Wanten, ab und zu prasselt der Regen einer Schauerbö an Deck, aber: alle Heizungen an Bord laufen, der Kühlschrank ist (noch) voll… so lässt es sich aushalten!
Und tatsächlich habe ich ja auch keine Eile. Boat office statt home office ist natürlich der Schlüssel zu solch entspannter Einstellung. Ich kann an Bord wunderbar arbeiten, gleich habe ich eine Zoom-Redaktionskonferenz und danach werde ich noch eine Geschichte redigieren und diese Kolumne zu Ende schreiben. Das ist ein Luxus, zugegeben, aber es geht auch anders.
In Zeiten lange vor Home- oder anderen mobilen Offices oder „Digitalen Nomaden“ segelte Maurice Griffiths, der Jahrzehnte lang Chefredakteur der Zeitschrift „Yachting Monthly“ war und sich auch als Yachtkonstrukteur einen Namen gemacht hat, …