Till Hein: Crazy Horse – Die schillernde Welt der Seepferdchen

Das Seepferdchen. Wie kann man über ein so kleines Tierchen ein mehr als 200 Seiten langes Buch schreiben? Und wie kann man es lesen, ohne sich zu langweilen? Die schillernde Welt der Seepferdchen, heißt es im Untertitel, und das ist ja schon Teil der Antwort. Diese schillernde Welt der Seepferdchen unter Wasser, hier wird sie lebendig und bunt mit allen ihren überraschenden Facetten. Obwohl ein Fisch, ist das Seepferdchen ein Exot unter den Meeresbewohnern – ich glaube nicht, dass selbst der Autor von „Crazy Horse“, Till Hein, etwa über Makrelen ähnlich detailliert und unterhaltsam schreiben könnte.

Natürlich ist es ob seiner Einzigartigkeit und Andersheit auch von zahllosen Sagen und Mythen umrankt, von denen einige im Buch erwähnt werden, und es ist nicht nur das „Wappentier“ des „Royal Ocean Racing Club“, sondern überhaupt ein beliebtes Motiv auffallend vieler Gestalter von maritim inspirierten Dekors und Schmuckstücken. Höchste Zeit also, diese erstaunlichen Fische einmal näher kennen zu lernen.

Dazu ist keine Lektüre besser geeignet, als eben das hier vorliegende Buch. Im Folgenden zitiere ich mehr oder weniger mutwillig herausgefischte Passagen daraus: „…Seepferdchen sind die größten Individualisten der Meere. Echte Freaks. Selbst Fachleute wundern sich mitunter, dass solche Wesen tatsächlich existieren. »Als Gott das Seepferdchen erschuf, (…) , war er vermutlich besoffen.«“

Was macht sie aber so besonders? Wie leben sie? Und wo? Was alles können sie, was andere Fische nicht können? Wie verläuft ihr Hochzeitstanz und warum neigen einige zu Partnertausch und Gruppensex? „Sie sind weder Moralapostel noch klassische Heroen, doch als Lebenskünstler kommen sie rund um den Erdball erstaunlich gut zurecht“, heißt es im Buch, und vielleicht sind sie uns deswegen so sympathisch. „Bereits seit über tausend Jahren prägen sie die menschliche Vorstellungswelt: In der Mythologie der griechischen Antike ziehen Seepferde die Kutsche des Meeresgottes Poseidon und lassen Meeresnymphen auf ihren Rücken reiten. Manche Kulturhistoriker vermuten zudem, dass die Figur des Springers beim Schach nicht dem Pferdekopf nachempfunden wurde, sondern dem Haupt des Seepferdchens. Denn als dieses Brettspiel vor rund 1500 Jahren in China erfunden wurde, spielten Pferde im Reich der Mitte noch keine Rolle – Seepferdchen hingegen sehr wohl.“

Bevor ich mich gehen lasse und spoilermäßig zu viel zitiere, kann ich nur dies sagen: Wer alles über das Seepferdchen, Hippocampus, Ross der Meere erfahren möchte – und wer will das etwa nicht? – der muss dieses unterhaltsame Buch lesen, welches mir schon wegen des offenbar enormen Rechercheaufwandes Respekt abnötigt. Zumal man hier ganz wunderbare und viele Fakten zum Thema „Wissen, was man nur auf langweiligen Partys braucht“ aufsaugen kann. Ganz, wie das Seepferdchen seine Nahrung.

 

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