Was sind dies für Zeiten! Der Gebrauchtbootmarkt ist leergefegt, für Neubauten haben die Werften wieder Lieferzeiten wie zuletzt in den 1970er oder 80er Jahren, und die Zulieferer kommen nicht hinterher mit Motoren, Segeln, Beschlägen. Vor allem aber, es gibt kaum noch Liegeplätze an unseren Küsten.
Der große Wassersport-Boom ist zurück. Lockdown, Homeoffice, Reisebeschränkungen: Genau dies scheint eine neue Sehnsucht nach Natur zu befeuern, die sich auch im boomenden Bootssektor zeigt.
Das Verlangen nach einem autarken und selbstbestimmten Leben, wie man es als Kapitän seines eigenen Bootes ja anscheinend haben kann, ist immer dann besonders ausgeprägt, wenn man vor allem fremdbestimmt und stark
eingeschränkt leben muss. Aber reicht das allein aus, als Erklärung für diesen neuen Boom?
Oder geht es noch viel tiefer? Natur, Abenteuer und Aufbruch sind ja auch die Symbole der Freiheit. Und unter denen vor allem eines: Das Meer. Quelle des Lebens und immer neuer Inspiration. Und der Herausforderung, derer sich zu stellen auch ein tiefes menschliches Bedürfnis zu sein scheint. Gerade auf dem Meer zeigt sich, dass Natur auch eigensinnig ist, wahrhaftig nicht immer freundlich, oft genug schlicht Lebensgefährlich. Aber auch das löst etwas in uns aus, lässt uns keinesfalls indifferent. Anders gesagt: Wer in einem komfortablen Leben an Land nichts weiter spürt, der wird im Sturm auf See schon was merken!
„Auf dem Wasser sind die emotionalen Hochs sehr hoch, die Tiefs sehr tief“, sagte mir einmal ein englischer Langfahrtsegler. „An Land gibt es keine so großen emotionalen Ausschläge, das verläuft da eher wie eine gerade Linie.“