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Hurra. Wir dürfen segeln!

Segeln

Lange hat es ja nicht gedauert, das Segelverbot, obwohl es uns natürlich so vorkam. Andererseits, so manch einer dürfte es gar nicht wirklich bemerkt haben, weil so viele Schiffe ja ohnehin immer so spät ins Wasser kommen. Natürlich nicht meins, das liegt normalerweise rund ums Jahr und stets segelklar im Wasser. Nur eben ausgerechnet in diesem verflixten Jahr nicht. Einmal wollte ich dem Schiff was Gutes tun, ein kleines Refit, einen Winter in der Halle – Zack, schon schnappte die Falle zu. Denn die Halle, und darin das Schiff, stehen in Dänemark.

Jetzt darf ich wieder hin, zum Schiff. Und, sofern ich nicht zu lange dort bleibe, sogar auch wieder zurück. Und das Segelverbot ist zwar aufgehoben, aber gesessen hat es! Alleine die Tatsache, dass etwas so natürliches und existenzielles wie segeln überhaut verboten werden kann! Das ist ja, als würden die Behörden verfügen, wir alle sollten alle mal vier oder sechs Wochen lang die Luft anhalten.

Was vielleicht, angesichts der erregten Diskussionen um diese und so viele andere Krisen-Maßnahmen, nicht einmal das Schlechteste wäre. Schon gibt es weitere Regeln: Wie man denn bitte unter diesen besonderen Umständen segeln darf. Am besten alleine. Oder maximal zu zweit, oder nicht? Keine Ahnung. Meine Familie darf ich wohl noch mit an Bord nehmen, wenigstens dann, wenn wir auch an Land alle unter einem Dach hausen. Als Liveaboard dagegen hatte man bis vor kurzem auch keine gute Karten. Das Übernachten an Bord war ja ausdrücklich verboten. Aber wo hätte man sonst schlafen sollen? In Hotels? Dicht. Bei Freunden an Land? Erst recht nicht. Auf dem Steg, unter freiem Himmel?

Ab jetzt dürfen wir also wieder segeln. Aber so richtig entspannt, mit reinem Gewissen? Oder lauert da immer der fiese Gedanke im Hinterkopf, man könne ja etwas falsch machen? Gegen irgendeine Regel verstoßen, die man nicht kennt. Oder nicht kapiert. Dass auch, sagen wir, interessante Regeln polizeilich rigoros durchgesetzt werden, hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt: Spaziergänger am Übertreten der Hamburg/Schleswig-Holsteinischen Landesgrenze zu hindern, beispielsweise, das wird lange in Erinnerung bleiben.

Aber ich begebe mich hier gerade auf dünnes Eis, ich möchte weder Polizisten-Bashing betreiben noch die so emotional geführten Auseinandersetzungen über Sinn oder Unsinn von Ausnahmeregeln weiter anheizen. Sagen wir mal so, die Atmosphäre hat schon genug gelitten. Die physikalische nicht, die hat sich womöglich während der Lockdown-Wochen sogar etwas erholt. Aber die gesellschaftliche dagegen, naja. Es ist eben nicht alles nur Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Aber noch eine Hoffnung keimt auf: Vielleicht kehren wir ja nicht sofort wieder zum normalen Wahnsinn der Vor-Corona-Zeiten zurück, sondern schaffen es, etwas Neues zu kreieren … falls das in der großen Weltwirtschaftskrise dann noch möglich ist. Ach, Sie merken es schon, ich schreibe mich hier um Kopf und Kragen.

Und bleibe deshalb lieber beim Segeln. Mal schauen, wie es wird, mein Boot liegt ja noch an Land. Aber die Vorfreude ist riesig. Man sagt ja, die Vorfreude sei die schönste… schauen wir mal, wie es so wird.

In jedem Fall besser als jetzt. Viel besser!

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6 Antworten

  1. hallo detlef,
    schön geschrieben! bei uns hier am bodensee ist die situation noch verrückter… die schweizer und meine österreichischen freunde segeln seit wochen, bei uns gilt nach wie vor „stegverbot“! obwohl lolo seit nun 5 wochen schwimmt darf ich nicht an bord zum putzen oder um die segel anzuschlagen…:( glaube muss sie dringend wieder nach flensburg bringen, wo sie hin gehört! 😉
    grüße aus dem süden! andreas

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