Was ist denn hier los? Wie traurig ist das denn? Das mare racing team wird abgewickelt. Dabei ist Jörg Richers einer der ganz großen Segler, ebenso übrigens wie Boris Herrmann, der ebenfalls in diesem ach so reichen Land keinen Sponsor für seine Aktivitäten gefunden hat. Beide haben auf internationaler Bühne ganz hervorragende Leistungen hingelegt, beide könnten dem Segelsport in Deutschland erheblichen Nutzen bringen, auch in Sachen Begeisterung und Inspiration bei dem als so oft fehlend beklagten Segelnachwuchs – offenbar ist es den deutschen Unternehmern, von denen vermutlich nicht wenige in ihrer Freizeit selber segeln, vollkommen gleichgültig.
Klar, das der mare Verlag es alleine nicht stemmen kann, eine voll ausgewachsene Open 60 Kampagne für die Vendée Globe Weltregatta, an der Jörg noch immer teilzunehmen hofft. „Der Hamburger Jörg Riechers wurde seit 2007 vom mareverlag in den internationalen Einhandregatten als Profisegler aufgebaut. Die erfolgreichste Karriere eines Seglers in der Geschichte des deutschen Einhandsegelns begann mit dem Bau eines 6.50 Mini und wurde 2010 in der Class 40 fortgesetzt, in der das mare racing team ab 2011 ebenfalls mit eigenem Neubau an den Start ging. Der mareverlag stieg mit dem Team 2013 in die Königsdisziplin des Regattasegelns ein: die IMOCA-Klasse (Open 60). Ziel war es immer, gemeinsam mit einem großen Co-Sponsor die erste deutsche Teilnahme an einer Vendée Globe-Veranstaltung zu ermöglichen. Von Anfang an wurde offen kommuniziert, dass die Open 60-Kampagne für den kleinen Hamburger mareverlag nur mit Co-Sponsoren langfristig finanziell tragbar sein würde.“ Soviel die offizielle Verlautbarung des Verlages.
Hat schon mal jemand dem mare Verlag für sein Engagement in dieser Sache gedankt? Jörg wird es getan haben, ich tue es an dieser Stelle auch – vielen Dank, lieber Herr Gelpke, dass Sie zumindest einige Jahre lang die deutsche Segelszene mit dem mare racing team ungemein bereichert haben! Es wird uns fehlen, allen, die am Segeln überhaupt und auch am internationalen und sportlich extremen Hochseesegeln interessiert sind.
Warum aber blieb die Suche nach einem Co-Sponsor am Ende erfolglos? Trotz eines so angesehenen Medienpartners wie dem mare Verlag? Trotz einer bereits angelaufenen und sehr, sehr Erfolg versprechenden Kampagne? Die Voraussetzungen einen Sponsor zu überzeugen hätten besser kaum sein können. Woran ist es gescheitert? Ist es das kleinkarierte Denken potentieller Geldgeber, die sich lediglich ausrechnen möchten wie viele ihrer Produkte sie in direkter, unmittelbarer Folge welcher Investition mehr verkaufen – statt einmal den Blick auf das Große und Ganze zu richten? Darauf, dass eine Marke auch von ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit existiert? Und auch drauf, dass eine gesunde Marke nur in einem gesunden, lebenswerten gesellschaftlichen Umfeld überlebt – und dass zu einem solchen lebenswerten gesellschaftlichen Umfeld nun einmal auch sportliche und kulturelle Aktivitäten jedweder Art gehören? Die man zwar nicht ummittelbar auf den Umsatz des Folgequartals umrechnen kann, die aber langfristig der Boden sind, auf dem gesät wird? Und dass die Unternehmen, wenn sie an sich schon keine gesellschaftliche Verpflichtung dazu fühlen (die sie eigentlich haben), diese Aktivitäten also auch aus einem ureigenen Interesse heraus fördern sollten?
Das möchte man doch eigentlich nicht denken. Aber woran hat es denn gelegen?