Leon Schulz: Sabbatical auf See

Die Kinder müssen in die Schule, der Job ist gut, viele Freunde hat man, Gemütlichkeit, ein Auskommen und auch eine bequeme Zufriedenheit – eigentlich. Doch da gibt es oft auch einen Gedanken, meist fängt er mit „man müsste“ an. Man müsste mehr Zeit mit der Familie verbringen, man müsste überhaupt mal mehr Zeit haben, man müsste mal weg, mal richtig weg, man müsste sich einmal eine Auszeit nehmen!

Karolina und Leon Schulz ging es so, vor allem nachdem sie zum Zentimetermaß gegriffen hatten. Einmal abmessen, nachsehen wie oder besser wo man auf dem Band angekommen ist. Wie viel bleibt noch, wie viel liegt schon zurück. Dann kam die Schere. Einfach mal ein Stück rausschneiden, so einen Zentimeter, ein Jahr, macht der sich am Maßband wirklich bemerkbar?

Der Schnitt war der Anfang, der Zentimeter wurde zum ‘reminder‘, erst vergessen, dann wieder entdeckt, in der Hand gehalten und dann zum Ziel erklärt: Ein Jahr lang ändern wir unser Leben, gemeinsam als Familie, machen dass, was uns am Herzen liegt – also Segeln. Einfach war die Entscheidung nicht und genau macht dieses Buch so lesenswert und so gefährlich. Es animiert zum Nachmachen!

Firma verkauft, Haus verkauft, Kinder von der Schule befreit und dann Leinen los. Erst Skandinavien, dann Schottland, Irland, die Kanaren, dann über den Atlantik in die Karibik und später über den Ozean wieder zurück. Ein Jahr auf einem Boot, ein Jahr unterwegs. Leon Schulz berichtet von diesem Jahr, von den Freunden und von den Schwierigkeiten, von den Ängsten und Bedenken, von dem Erfahrungsschatz und den wohl einmaligen Erlebnissen, eindrucksvoll und ehrlich. Er lässt den Leser an seinen Gedanken teilhaben, an seinen Überlegungen zum Beispiel, wenn er an Zuhause denkt, an das was es dort wieder aufzubauen gilt, an den Anfang der nach dem Jahr wieder gemacht werden muss. Die Alternative wäre bleiben, dort wo man die Fleecejacken ganz hinten im Schapp lagern kann. Doch gibt es diese Möglichkeit überhaupt?

Ein Buch, das man nicht unbedacht in die Hand nehmen sollte. Man sollte sich der Ansteckungsgefahr, die von ihm ausgeht durchaus bewusst sein. Denn er ist machbar, der Ausstieg auf Zeit und… er lohnt sich!

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