Hätten sich Hedwig Eva Maria Kiesler und der amerikanische Avantegardemusiker George Antheil im Sommer 1940 nicht auf einer Dinnerparty in Hollywood kennengelernt, würden wir heute einiges an technischen Errungenschaften vermissen. Die atemberaubend schöne Schauspielerin wurde zwar als Sexbombe berühmt, doch ihr wirklicher Verdienst um die moderne Kommunikationstechnologie blieb lange unerkannt.
Von Stefan Detjen
Die in Wien geborene Hedwig Kiesler wusste immer was sie wollte. Im Alter von 16 Jahren haute sie von ihrer Mädchenschule in der Schweiz ab, um Schauspielerin zu werden. Genauso fulminant gelang ihr Filmdebut – mit einem Riesenskandal. Kaum neunzehnjährig, spielte sie die Eva im tschechisch-österreichischen Film »Ekstase«. Zum ersten Mal war in einem seriösen Kinofilm eine Schauspielerin nackt zu sehen und dazu mimte sie auch noch einen Orgasmus vor der Kamera. Ihr damaliger Ehemann, der österreichische Waffenmagnat Fritz Mandl tobte und investierte umgerechnet 1,5 Millionen Dollar, um den Film zu unterdrücken, indem er jede vorhandene Kopie des Skandalfilmes »Ecstasy« aufkaufte. Mandl betrachtete seine schöne Ehefrau als persönliches Kleinod, das er stolz präsentierte, um seinen Ruf und Ansehen zu steigern. Er nahm sie auch oft an Gespräche mit seinen Waffenkunden mit. Und Hedy tat, was die Schmuckstück-Rolle verlangte. Stumm dasitzen und mit großen Augen in die Ferne blicken. Aber sie hörte auch gut zu und bildetet sich ein Wissen um Waffentechnik, denn sie war wissbegierig und aufgeweckt dazu.
Auf nach Hollywood
Nach vier Ehejahren hatte sie 1937 von ihrem eifersüchtigen Ehemann und Kontrollfreak die Nase voll. Sie floh
inkognito mit ihrer Zofe und einem Vertrauten und bestieg in Le Havre den Ozeandampfer Normandie, welcher sie über den großen Teich brachte. Die clevere Hedy hatte einen ganz bestimmten Abfahrtstermin gewählt. Durch die veröffentlichten Passagierlisten wusste sie, wann Louis B. Mayer, Chef der MGM Studios, an Bord des ultra-luxuriösen Dampfers sein würde. Frau Mandl traf Mayer und überzeugte den MGM-Boss, sie unter Vertrag zu nehmen. Mayer hoffte, Hedy würde eine weitere Greta Garbo oder Marlene Dietrich werden und willigte ein. Als Hedy den Dampfer in Amerika verließ, nannte sie sich Hedy Lamarr und begann ein neues Leben.
Den Künstlernamen Lamarr nahm sie vom Pseudonym des Stummfilmstars Barbara La Marr, die im Alter von 29 Jahren an Tuberkulose und Nephritis starb. Wenn diese unglückliche Schauspielerin »das Mädchen, das zu schön w…