Kristine von Soden: Schreiben am Meer

Natürlich kann es, aus meiner Sicht, keinen Zweifel daran geben, dass das Meer eine bewusstseinserweiternde Wirkung auf alle schreibenden hat. Wo sonst sieht man den Horizont gleichzeitig so klar und so verheißungsvoll, wo sonst spürt man so unmittelbar die gleichzeitig so bedrohliche wie beruhigende Nähe zu den Urgewalten. Das Meer, die Ozeane: ohne sie gibt es kein Leben und keinen Sinn.

In dem hier vorliegendem Buch von Kristine von Soden geht es allerdings weniger um die großen Ozeane oder das Meer an sich, als eher um die Nord- und Ostsee, mit Ausnahme der Côte d’Azur, oder dem Schwarzen Meer und dem Atlantik bei Halifax. Aber was soll’s, Meer ist Meer, scheint es, jedenfalls im Empfinden intellektueller Landmenschen. Umso bemerkenswerter, dass so viele von ihnen am Saum welchen (Rand)Meeres auch immer so sehr ins Schwärmen geraten.

Die Autorin Kristine von Soden versammelt in ihrem Buch eine ganz subjektive Auswahl von Autorinnen und Autoren am Wasser. Dazu gehören Anna Achmatowa, Rose Ausländer, Simone de Beauvoir, Bertolt Brecht, Max Frisch, George Grosz, Marie Luise Kaschnitz, Siegfried Lenz, Else Lasker-Schüler, Katherine Mansfield, Felix Mendelssohn Bartholdy, Klaus Mann, Elisabeth Mann Borghese, Jean Paul Sartre, Peter Suhrkamp. Eine wirklich illustre Gesellschaft, viele meiner liebsten Autorinnen darunter, allesamt kulturelle Giganten ihrer jeweiligen Zeiten. Dass sie sich alle so vom Meer angezogen fühlten, ist ihr gemeinsamer Nenner und fast schon eine Bestätigung für meine eigene Meerverbundenheit.

Kristine von Soden schreibt, wie sie in einem Interview einmal sagte, über Autoren, mit denen sie sich identifizieren kann. Noch ein gemeinsamer Nenner, der das ganze Buch so sympathisch macht. Leider geht es dabei auch immer wieder um Geschichten von Vertreibung und Exil, dem jeweiligen Zeitgeschehen geschuldet und auf aufrüttelnde Art an aktuelles Geschehen erinnernd.

Am Ende bleibt der Ursprung allen Lebens, das unbeeindruckte Meer. Tröstlich in seiner Teilnahmslosigkeit, weder Freund noch Feind der Menschen. In diesem schönen Buch jedenfalls erfahren wir, wie es auf viele kreative Menschen wirkt. In 14 Kapiteln verführt es zum immer wieder hinein blättern, um literarische Anekdoten zu lesen und dabei zu erfahren, wie die See sich auf die Schöpferkraft kreativer Geister ausgewirkt hat: Ein Schreibtisch am Meer! Und doch bin ich versucht und kann nicht widerstehen hinzuzufügen: Alles nichts gegen das Schreiben auf dem Meer! Aber das ist ja ein ganz anderes Thema…

Dieses schöne Buch ist also eine ganz unbedingte Leseempfehlung für alle Menschen, die das Meer und die Literatur lieben!

Sie können das Buch gleich hier und jetzt ganz unkompliziert in unserem Literaturboot Buchladen bestellen.

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