The true peace of God begins at any spot a thousand miles from the nearest land – Der wahre Friede Gottes beginnt an jedem Ort, der tausend Meilen vom nächsten Land entfernt ist. – Das ist wohl eines der bekanntesten Zitate von Joseph Conrad. Weniger bekannt, aber auch für SeglerInnen heute noch relevant ist dieser Satz von ihm: Any fool can carry on, but a wise man knows how to shorten sail in time – jeder Idiot kann immer weiter machen, aber ein weiser Mann weiß, wie man rechtzeitig die Segel kürzt.
Joseph Conrad ist nicht nur einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, sondern vor allem der Schriftsteller der See und der Seefahrt. Selber Jahrelang zur See gefahren, hat Conrad zu seinen Lebzeiten das Ende der Segelschiffahrt und das Aufkommen der Dampfschiffahrt erlebt. Die in seinen Büchern beschriebenen Gegenden in Afrika und Asien hat er als Seemann selber befahren, seine Schilderungen davon, sowie generell über die Seefahrt, sind bis heute faszinierend. Kein anderer hat so eindrucksvoll und kenntnisreich über das Leben auf See, aber auch in den damaligen europäischen Kolonien in Afrika und Asien geschrieben.
Joseph Conrad (1857–1924), eigentlich Józef Teodor Konrad Korzeniowski, wurde als Sohn polnischer Eltern in der heutigen Ukraine, in einem Gebiet das bis 1793 polnisch gewesen und nach der zweiten Teilung Polens unter russische Herrschaft gekommen war. Er hatte ein abenteuerliches Leben, nach dem Tod seiner Eltern ging er als 16-Jähriger nach Marseille und wurde Seemann. Der Start dieser Seemannskarriere war eher rustikal. Da er seinen Millitärdienst im Kaiserreich Russland nicht geleistet hatte, durfte er nicht in die französische Handelsmarine eintreten. Also wurde er zunächst Waffenschmuggler, flog auf und unternahm, verzweifelt und mittellos, einen Suizidversuch („Ich hatte nicht die Absicht mich umzubringen. Ich hatte die Absicht, so lange zu schwimmen, bis ich unterging. Aber das war nicht dasselbe“, schrieb er später darüber). Sein Onkel reiste nach Marseille, baute ihn wieder auf und ermöglichte ihm, auf einem englischen Schiff anzuheuern. 1878 kam er zum ersten Mal nach England, er bildete sich weiter und erwarb schließlich, 1886, das Kapitänspatent, im gleichen Jahr erhielt er auch die britische Staatsbürgerschaft. Da war er 30 Jahre alt. Als Seemann bereiste er die Weltmeere, vor allem nach Afrika und den Fernen Osten. Dies waren die Erfahrungen, die später sein literarisches Werk tief prägten.
Nach seinem Kommando der Bark „Otago“ neigte sich die Zeit der Segelschiffe ihrem Ende zu, 1890 heuerte er auf einem Flussdampfer auf dem Kongo an: Die Basis für seinen bekanntesten Roman „Herz der Finsternis“, erschienen 1899.
Mit 36 Jahren gab Conrad das Leben auf See auf und widmete sich ganz dem Schreiben, in englischer Sprache, die er erst mit 21 Jahren zu lernen begonnen hatte. Sein Pseudonym Joseph Conrad setzte sich aus zwei seiner Vornamen zusammen. Schon 1889 hatte er mit dem Schreiben begonnen, sein erster Roman, „Almayers Wahn“, erschien 1895. Lange war er noch auf Gönner angewiesen, um als freier Schriftsteller überleben zu können. Seinen kommerziellen Durchbruch erlebte er erst 1914 mit „Spiel des Zufalls“, eine heute eher vergessenes Werk. Neben „Herz der Finsternis“ gelten vor allem „Lord Jim“ (1900), „Nostromo“ (1904) und „Der Geheimagent“ (1907) als literarische Klassiker. Seine Romane thematisieren oft die Menschliche Einsamkeit, moralische Konflikte und die Abgründe der Kolonialisierung. Seine Figuren sind häufig einsame, von Schicksalsschlägen gezeichnete Menschen, die sich in extremen Situationen behaupten müssen.
Conrads Stil ist geprägt von einer dichten, atmosphärischen Sprache und einer komplexen Erzählstruktur, die Vor- und Rückblenden nutzt. Trotz seiner späten literarischen Karriere und der anfänglichen Sprachbarriere schuf er ein Werk, das bis heute als Meisterleistung der modernen Literatur gilt. Er starb 1924 in England und hinterließ ein Erbe, das sowohl die Abenteuerliteratur als auch die psychologische Erzähltiefe nachhaltig beeinflusste.
Mehr über Joseph Conrad hier auf Literaturboot: „In Search of Conrad“











