Wenn man an einem sonnigen Frühlingstag mit einer lauen Brise in die Westerschelde hinein und nach Vlissingen segelt, wirkt Zeeland sehr friedlich und fröhlich. Auch im gemütlichen Michiel de Ruijter-Yachthafenbecken und an Land, in der bunten und sehr attraktiven Altstadt. Das war nicht immer so, in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war Vlissingen noch eine sehr ruppige Hafenstadt und ziemlich heruntergekommen. Jetzt erst werden überall neue, schicke Wohnblocks gebaut, werden alte Fabrikhallen aufgemotzt und umgenutzt und vor allem wird die lokale Gastronomie ganz entscheidend aufgewertet – von den zwielichtigen Hafenkneipen (gibt es leider kaum noch) und Tattoo-Studios (davon gibt es noch mehr) weg und hin zu gepflegten Cafes und Bistros. Die Nullerjahre sind nun auch hier, mit etwas Verzögerung, angekommen. Mal schauen, wie es weitergeht.
Turbulente Geschichte
Die Geschichte der Region Zeeland war schon immer äußerst wechselhaft und turbulent. Die Launen der Nordsee mit ihren Sturmfluten schienen durch das gigantische Deichprojekt dieser Deltaregion gezähmt worden zu sein, welches nach der verheerenden Sturmflut im Februar 1953 angestoßen wurde – bis jetzt. In den Jahren von 1960 bis weit in die 1980er hinein wurde das gesamte Deltagebiet quasi umgestaltet – Inseln wurden miteinander verbunden, fließende Tidengewässer wurden zu abgeschleusten Süßwasserseen. Die Oosterschelde wurde mit einem Sperrwerk zur Nordsee hin abgeschlossen, dieses ist jedoch so konstruiert, dass dieser Flussarm immer noch ein Gezeitengewässer ist. Bei alledem wurden auch geschützte Segel- und Wassersportreviere geschaffen, wie das Grevelingenmeer oder das Veerse Meer. Alles in allem ein Jahrhundertprojekt, welches die Küste auf Jahrhunderte hinaus sturmflutsicher machen sollte.
Wie viele Jahre noch?
Doch angesichts des Klimawandels fragen sich etliche Bewohner der tiefer gelegten Gebiete hinter den Deichen, wie lange das wohl alles noch gut gehen wird. Ebenso, wie etliche Wissenschaftlerinnen und Klimaforscherinnen. 50 bis 150 Jahre vielleicht, so lautet eine vorsichtige, offizielle Schätzung. Eher ein Blick in die Silberkugel oder den Kaffeesatz, je nach Vorliebe. In jedem Fall aber heißt das, die Niederländer müssen sich wieder einmal etwas einfallen lassen. Und wer das Geld dazu hat und strategisch langfristig denkt, schaut sich schon mal nach einem Feriendomizil als Notfallrefugium in höher gelegenen Gebieten Europas um.
Zeeland wird eingedeicht
Mit den Eindeichungen begann man entlang der Westerschelde und angrenzender Gewässer bereits im 13. Jahrhundert. D…