„Optimist“ von Dick Carter: Die Siegerin steht zum Verkauf

Der Amerikaner Richard „Dick“ Carter hat, in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, das Yachtdesign revolutioniert und quasi die moderne Yacht erfunden. Dabei hat er sich selbst beigebracht, wie man Yachten konstruiert. Einer seiner früheren und erfolgreichsten Entwürfe wurde kürzlich restauriert und steht nun zum Verkauf. 

Der Eintonnerpokal von 1967, im englischen Kanal vor Le Havre ausgetragen, galt damals nicht nur als wichtigste Offshore-Regatta des Jahres, sondern auch als „Duell“ zweier sehr unterschiedlicher Yachtkonstrukteure: auf der einen Seite Richard „Dick“ Carter mit den zu seiner Zeit sehr radikalen Entwürfen und auf der anderen Seite das renommierte Büro Sparkman & Stephens, deren Yachten schon seit Jahrzehnten das internationale Hochseesegeln dominiert hatten. Gegen Carters neue Designs jedoch wirkten die Boote von Sparkman & Stephens durchaus eher traditionell.

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Dick Carter (hinten) und Hans Beilken auf der „Optimist“

Carter war der erste, der flache und in der Schiffsmitte breite Rümpfe mit, für damalige Verhältnisse, sehr schmalen Kielen ausstattete. Der Hauptspant hatte die Form eines Weinglases, die Ruder waren freistehend und weit vom Kiel getrennt, auch waren seine Boote mit reichlich Segelfläche versehen. Den Eintonnerpokal hatte Carter bereits im Jahr zuvor, mit seinem Entwurf Tina, gewonnen.

Dick Carter, Autodidakt

Carter ist in einer Familie an der amerikanischen Ostküste aufgewachsen und hatte schon als Kind Jollenregatten gesegelt. Er studierte Kunstgeschichte an der Universität Yale, wo er auch höchst aktiv segelte, und belegte Seminare über das „Bauhaus”. Die Ästhetik und die Ideen des Architekten Walter Gropius faszinieren ihn bis heute und hatten starken Einfluss auf das Aussehen seiner Yachtentwürfe.

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Dick Carter

Zum Yachtdesign, welches den wesentlichen Teil seines Lebens bestimmte und ihn auch international bekannt machte, kam er durch Zufall und eine verrückte Idee. Als junger Erwachsener hatte er einige Jahre als Ingenieur in der Industrie gearbeitet und dafür eine Segelpause eingelegt. Dann zog es ihn zurück aufs Wasser, er legte sich ein Fahrtenboot (entworfen von Bill Tripp) zu und segelte bald auch wieder Regatten damit: „Regattasegeln ist wie Malaria”, sagte er. „Man wird es niemals wieder los, wenn man es einmal hat!”

Ein Segelfreund fragte ihn dann, wie er das Boot von Tripp verändern würde, damit es sich besser steuern ließe und schneller segelte. Carter war verblüfft – er war gar nicht auf die Idee gekommen, ein Boot strukturell zu verändern. Er hatte seine Boote stets gesegelt, wie sie nun einmal waren und versucht, das jeweils Beste daraus zu machen. Kurzum, dieser Segelfreund hatte die Idee, eine Yacht gemeinsam zu entwerfen. Als der dann aber bald darauf kalte Füße bekam, war es ein anderer Freund von Carter, der ihm sagte: „Dann mach es doch alleine!”

So kam es. Carter begann zu lernen, studierte Bücher und baute ein erstes Modell. Schnell entwickelte er seine ganz eigenen Ideen, die sich mehrheitlich stark vom damaligen Mainstream im Yachtbau unterschieden. Durch frühere Reisen als Student der Kunstgeschichte nach Europa sowie Segelfreunde dort hatte er Kontakt zu der kleinen Werft von Frans Maas in Holland. Dort wollte er seinen ersten Entwurf, „Rabbit”, bauen lassen.

„Ich besuchte die Werft in Holland“, erinnert Carter sich. „Ich sah mir dort alles an und erwähnte nebenbei, dass ich das Boot, welches ich hier bauen lassen wollte, selbst entwerfen würde. Frans Maas sage: OK. Ich war etwas schockiert, wie leicht er das akzeptierte. Und sagte ihm, dass ich gerne eine Anzahlung leisten würde. Er meinte: nicht nötig. Bis ich ihm erklärte, dass diese Anzahlung nicht für ihn sei, sondern eher für mich. Ich gab ihm einen Scheck über 1000 Dollar, und das war es dann. Für mich gab es nun kein Zurück mehr!“

„Die Entscheidung war also gefallen. Glücklicherweise gab es ein Buch aus dem Jahre 1922, Skene’s Elements of Yacht Design, welches von einem Mitarbeiter von Olin Stephens Jahrzehnte später aktualisiert worden war. Das war meine Bibel. Es erklärte mir Schritt für Schritt, wie man eine Yacht konstruiert und wie man die Linien zeichnet. Was die Wasserlinie ist, wie man die Verdrängung berechnet und so weiter. Man brauchte vor allem viel gesunden Menschenverstand, um verschiedene Ideen unter einen Hut zu bekommen.”

Dick Carter und sein Überraschungserfolg Rabbit

Tatsächlich gilt Carter als derjenige, der moderne Yachten quasi erfunden hat. 1965 wurde er auf einen Schlag berühmt, mit seinem allerersten eigenen Entwurf, Rabbit. Dieser war besonders innovativ, jedoch ein eher kleines Boot, nur zehn Meter lang. Dass er damit das anspruchsvolle Fastnet Race gewinnen konnte, dem „Everest der Hochsee…

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