Isabelle Autissier hat in ihrem Leben schon viel Außergewöhnliches geleistet. Im Kern ging es dabei aber vor allem immer um eines: das Meer.
Isabelle Autisser wurde 1956 in Paris geboren, tief im Binnenland, wo sie auch aufwuchs. Allerdings mit einer ausgeprägten Leidenschaft für das Segeln, von ihrem Vater genährt. Schon als Teenagerin verspürte sie den Wunsch, um die Welt zu segeln, zuerst studierte sie jedoch, Meereswissenschaft und Fischereiforschung. Dann aber baute sie ein Boot, segelte los und zurück alleine über den Atlantik, danach startete sie beim Mini Transat, und das war der Beginn von sehr viel mehr … Profiseglerin, WWF-Präsidentin in Frankreich, Schriftstellerin. »Schließlich finde ich, dass es eine Sache gibt, auf der ich alles aufgebaut habe, und das ist das Meer: Mit dem Meer habe ich Wissenschaft betrieben, ich bin gesegelt, ich habe Wettkämpfe ausgetragen, ich habe Kultur im weitesten Sinne betrieben, ich habe Abenteuer erlebt, ich habe viele verschiedene Dinge getan«, sagt sie in unserem Interview, welches wir im Sommer 2024 in ihrem Haus in La Rochelle geführt haben. Von Detlef Jens, mit Andrea Willen und Christina Godelmann-Godde.
Wie haben Sie das Segeln gelernt?
In meiner Familie haben wir immer die Ferien in der Bretagne verbracht. Wir fuhren jedes Jahr mit dem Auto von Paris in die Bretagne, am Anhänger schleppten wir eine kleine Jolle, und segelten. Danach hatten meine Eltern nacheinander kleine Kajütboote, und mit Freunden kauften sie als Miteigner – damals schon sehr umweltfreundlich – ein zehn Meter langes Boot. Sie waren 17 Eigner, was dazu führte, dass das Boot mehr als sechs Monate im Jahr und überall gesegelt wurde.
Wie sind Sie zu den Offshore-Regatten gekommen?
Als ich klein war, träumte ich vom Segeln, ein Kindheitstraum. Als ich mein Studium als Fischerei-Ingenieurin beendet hatte, begann ich zu arbeiten. Ich kam nach La Rochelle, um zu arbeiten, um zu forschen, und dann sagte ich mir: Ich werde mir ein Boot bauen. Mit meinem damaligen Partner baute ich ein Stahlboot, das perfekt zum Reisen war, aber nicht für Regatten. Nach drei Jahren wurde das Boot zu Wasser gelassen, und ich ging ein Jahr lang segeln. Also ganz klassisch, wir sind nach Afrika runter und dann hinüber nach Brasilien.
Sind Sie allein gesegelt?
Nein, allein nicht, mit Freunden. Wir sind bis zu den Antillen gesegelt, und dort habe ich beschlossen, alleine nach La Rochelle zurück zu segeln. Es war das erste Mal, dass ich alleine segelte, aber ich wollte sehen, wie es ist. In Frankreich waren damals – aber das ist ein bisschen so geblieben – die Einhandsegler das Ideal: jeder ganz alleine auf dem Wasser. Es lief sehr gut, und als ich nach La Rochelle kam, war ich nicht sehr motiviert, wieder in den normalen Alltag zurückzukehren. Da kam mir die Idee mit dem Rennsegeln, weil ich hier Freunde hatte, die das Mini-Transat gemacht hatten. Das klang ziemlich aufregend und ich wollte sehen wie es sein würde, nachdem ich schon den Atlantik ganz allein bewältigt hatte.
Wie haben Sie es finanziert?
Ich fand es immer sehr seltsam, wie man Sponsoren findet. Es gibt zwei Dinge, die da zusammenkommen: Man muss extrem stur und extrem hartnäckig sein. Man braucht Glück, und ich bin nie mit einem negativen Ergebnis rausgegangen, weil die Leute mir zumindest eine andere Adresse gegeben haben. Oft war es ihnen ein bisschen peinlich, dass sie nein sagten. Ich fragte sie dann: Was soll ich denn tun? »Gehen Sie zu diesem oder zu jenem …«. So hat es schließlich funktioniert. Mit einer regionalen Bank, der Sparkasse der Region hier, Poitou-Charentes.
Und wie hat Ihnen die Mini-Transat gefallen?
Sehr, ich war ganz crazy, ich habe das geliebt. Ich habe die ganze Vorbereitung genossen, ich habe viel über jede einzelne Sache gelernt. Das war 1987. Damals habe ich als einzige einen Kurs über Meteorologie besucht, heute macht das jeder. Innerhalb von zehn Tagen hatte ich die Grundlagen gelernt, und das hat mir sehr geholfen, weshalb ich die erste Etappe gewonnen habe. Ich habe die Regatta gen…