Was für ein unglaublich pralles Buch. Fiktion mischt sich mit dem eigenen Erleben der Autorin, aber, wie sie schreibt: Fiktion hat auch immer etwas Wahres, und Dokumentation ist nicht immer so wahr, wie wir glauben möchten. Es geht um Lebenswege, Lebensentwürfe und Schicksale, vor allem auch Schicksalsschläge der auf einer finnischen Schäre in einem Sommerhaus versammelten Gruppe von Freundinnen und Freunden und deren Kinder. Viele Themen werden dabei behandelt, meist klug, oft philosophisch, mal auch ganz prosaisch-praktisch, und immer mit vielen literarischen Bezügen und Zitaten. Es geht vor allem und im Kern um die „einzig wirklich wichtigen Dinge“ im Leben: Liebe, Geburt und Tod. Und das dann aus den unterschiedlichen und sehr persönlichen Perspektiven der verschiedenen Personen betrachtet. Und das Meer? Spielt hier auch eine ganz zentrale Rolle, spirituell und dann eben auch wieder ganz praktisch. Immerhin haben sie sich ja auch auf dieser wunderschönen Insel im finnischen Schärengarten versammelt.
Fazit: Ein wirklich sehr starkes Buch, emotional, manchmal witzig und oft überraschend. Zuweilen aber auch vorhersehbar, es hat einige Dutzend Seiten am Anfang gebraucht, bis ich mich in das Werk hineingefunden hatte – dann aber kamen mir die Menschen auf ihrer Insel sehr nahe, und ich war gefangen im Geflecht ihrer verschiedenen Beziehungen untereinander, ihrer Schicksale und Träume und Hoffnungen. Eine ganz unbedingte Leseempfehlung!
Die Nacht der alten Feuer, von Hanna Meretoja, aus dem Finnischen übertragen von Stefan Moster. Erschienen im mare Buchverlag.