Die Fahrt den Rio Guadalquivir hinauf ist an sich schon ein Erlebnis. Und am Ende des schiffbaren Teils dieses Flusses lockt Sevilla, die faszinierende Hauptstadt Andalusiens.
Es könnte auch ein flaches, weites Marschland irgendwo an den Küsten der Nordsee sein – wäre es nicht so grandios und weitläufig. So heiß und intensiv unter einem unendlich blauen Himmel. Mit Störchen und Flamingos und Fischreihern und Säbelschnäblern an den Ufern. Vor allem im Donana Nationalpark an der Flussmündung gibt es eine beeindruckende Vielfalt auch exotischer Flora und Fauna. Die auflaufende Flut trägt uns daran vorbei, den Fluss hinauf, und bei Hochwasser sind wir nicht in Colchester oder Glückstadt, sondern in der brodelnden, lebendigen und historischen Stadt Sevilla.
Alcazar von Sevilla. Foto: Jacek Ulinski/unsplash
Der Guadalquivir ist Andalusiens längster Fluss und fließt 660 Kilometer von den Gebirgsketten im Landesinneren durch Córdoba und Sevilla in den Atlantik bei Sanlucar de Barrameda (einer der wichtigsten Sherry-Produktionsorte Andalusiens, zusammen mit Jerez de la Frontera und El Puerto de Santa Maria) in der Nähe von Chipiona, nördlich von Cádiz. Chipiona selbst ist ein interessantes Städtchen mit engen Gassen und kubischen, weiß getünchten Häusern, die so typisch für Südandalusien sind. Der große Yachthafen ist der beste Ort, um auf die richtige Tide zu warten, die einen flussaufwärts nach Sevilla bringt. Eine Reise von etwa 55 Meilen von der Flussmündung, die wiederum etwa zehn Seemeilen von Chipiona entfernt liegt. In den Sommermonaten und besonders an den Wochenenden ist das idyllische Chipiona jedoch überfüllt mit Sevillanern, die aus ihrer heißen Stadt ans Meer flüchten. Dies ist natürlich auch ein Hinweis darauf, dass die beste Zeit für einen Besuch in Sevilla der Frühling oder der Herbst ist. Sehr viele Boote und ihre Crews überwintern hier auch.
Von See kommend, ist die Ansteuerung zum Fluss einfach, sofern man auf die Tide achtet und nicht bei starkem Westwind gegen die auslaufende Ebbe angeht. Zudem muss man darauf achten, sich von der Untiefe eben nördlich der Flussmündung frei zu halten – ein auffälliges Wrack ist eine wirkungsvolle Ermahnung dazu. Von Süd oder Südwesten kommend, muss man die Kardinaltonne vor Salmedina beachten, hier gibt es eine trockenfallende Untiefe etwa 1,6 Seemeilen westlich von Chipiona. Die Flussmündung ist von Chipiona aus gut betonnt, weiter flussauf wird die Betonnung allerdings etwas dünner. Was allerdings kein wirkliches Problem ist, der Fluss ist tief, man kommt mit auflaufendem Wasser herauf und solange man sich in der Mitte oder den Außenkurven der Biegungen hält, ist alles klar. Vorsicht ist geboten, wenn man einmal einem Frachtschiff begegnet, diese fahren ebenfalls bis Sevilla hinauf.
Am Guadalquivir. Foto: Cler Marie/unsplash
Wer kein großer Freund von Marinas ist, kann auch direkt in der Flussmündung vor Sanlucar de Barrameda ankern oder
ein paar Meilen weiter flussaufwärts an einem schwimmenden Ponton festmachen. Sanlucar selbst ist einen Besuch wert, ebenso wie der Parque Nacional de Donana. Dies ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas, Lebensraum für Hunderte von Vogelarten und ein wichtiger Zwischenstopp für noch mehr Zugvögel – es gibt weit über hundert einheimische und Zugvogelarten. Angeblich überwintert hier der größte Teil der europäischen Wildentenpopulation, und wer kann es ihnen verdenken! Zu den anderen Arten gehören Flamingos, Störche, Reiher, Säbelschnäbler, Pfeifenten und viele, viele mehr.
Weiter landeinwärts streifen Rehe und Wildschweine durch den dicht bewaldeten Naturpark. Entlang des Flusses erinnern die Wälder aus Schirmkiefern an riesige Brokkoli. Weiter flussaufwärts erheben sich majestätische Eukalyptusbäume an den Ufern. Einen der romantischsten Sonnenuntergänge Europas – der denen am portugiesischen Cabo de Sao Vincente oder am griechisch…