Alexander Pechmann: Die Bibliothek der sieben Meere

Dieses Buch ein ganz persönlicher und kurzweiliger, an vielen Stellen auch erhellender Streifzug durch die Welt der maritimen Literatur. Es gibt einen Überblick über bekannte und unbekannte Werke. Vor allem der Originale, sofern sich diese als Begründer spezifischer Sub-Genres der Seefahrtsliteratur identifizieren lassen – Abenteuerromane, Piraten, Schmuggler und so weiter. Pechmann beleuchtet überdies Zusammenhänge und Einflüsse auf kurzweilige Art. Gemein gesagt: wer vermutlich von wem abgeschrieben hat. Oder, eleganter ausgedrückt, wer sich von wem oder welchem vorherigen Werk hat inspirieren lassen. Oder hätte lassen können. Als eine Übersicht über die wichtigsten Werke und Autor:innen maritimer Literatur und, vor allem, als wohlschmeckender Amuse Gueule, nach dessen Genuss man noch viel mehr dieser spezifischen „Meeresliteratur“ (wieder) entdecken möchte, eignet sich Pechmanns Buch ganz vorzüglich. Außerdem kann man nach dessen Lektüre auf jeder langweiligen Party ganz charmant und tiefgründig über Piraten und Seejungfrauen und Walfänger, über Robinson Crusoe und die Schatzinsel, über Odysseus als den Ur-Piraten der Geschichte und noch vielem mehr plaudern. Ohne dabei freilich eine umfassende literaturwissenschaftliche Abhandlung zu liefern, was ja auch das vorliegende Buch nicht für sich beansprucht. Denn die wäre dann womöglich sehr viel weniger unterhaltsam.

Wäre nur noch zu klären, woher der Ausdruck „Sieben Meere“ kommt, denn das bleibt das Buch uns Lesenden schuldig. Das Magazin GEO schrieb dazu einst: „Wer nachzählt, hat große Schwierigkeiten, auf sieben Ozeane zu kommen. Diese Zahl erreicht allenfalls, wer Nord- und Südatlantik als zwei Weltmeere wertet und mit Nord- und Südpazifik, Arktischem, Antarktischem und Indischem Ozean zusammenzählt. Dies gilt auch als mehr oder weniger offizielle Version unter Geografen.

Zu der Zeit jedoch, als der Begriff von den sieben Meeren geprägt wurde, nämlich vor rund 4300 Jahren in einem sumerischen Hymnus, kannte man diese Ozeane noch gar nicht alle. Hatte man damals vielleicht noch kleinere Gewässer wie Mittelmeer, Schwarzes oder Kaspisches Meer zu den bekannten Weltmeeren hinzugezählt?

Die Wahrheit ist noch viel verzwickter. Für die antiken Perser etwa waren die sieben Meere gar keine Ozeane, sondern die Ströme des Amudarja, eines der längsten Flüsse Zentralasiens. Die alten Römer wiederum benannten mit dem Ausdruck eine Lagunengruppe in der Nähe von Venedig. Phönizische Seeleute betrieben Handel auf Routen durch die sieben Meere, die alle Teil des heutigen Mittelmeers sind. Araber beschrieben mit demselben Ausdruck die Stationen ihrer Route in den Osten.

Eine Gemeinsamkeit besteht allenfalls darin, dass die Menschen mit sieben Meeren häufig ihre vertrauten und für den Handel bedeutungsvollen Wasserwege beschrieben. Und die Zahl Sieben beschreibt von alters her keine konkrete Menge, sondern eher eine Gesamtheit – also alle. Wie bei Siebensachen. Oder auch bei den sieben Tagen der Woche, den sieben Sinnen, Weltwundern und Todsünden.“

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