Eine Segler-Autobiografie: Der Mann hat wirklich was erlebt, das kann man schon so sagen. Und er weiß, wie man das wortreich in Szene setzt, mit Biss und Humor, so dass daraus ein Buch wird, welches zu lesen sich lohnt. Vor allem, wenn man selbst in der Segelszene zu Hause ist, denn dann wird man immer wieder auf alte Bekannte stoßen im Text. Die Rede ist, natürlich, möchte ich hier fast sagen, von Peter Förthmann, Mr. Windpilot. Wer, aus der Segelbranche, kennt ihn nicht? Legendär die After-Boat-Show Partys während der Hamburger Bootsausstellung, habe ich jedenfalls gehört; ich selbst war allerdings nie dabei, weil zu der Zeit schon eher im Ausland unterwegs. Aber gerade dort, unter Liveaboards und Langzeitseglern aller Couleur, war (und ist, vermute ich) Peter sogar noch präsenter, als im heimatlichen Hamburg.
Der Grund dafür ist in seiner Art zu finden, sein Geschäft zu führen, was wiederum ganz und gar mit seiner ureigenen Persönlichkeit zusammenhängt. Der Inhaber von, wie er es gerne sagt, „einem der wohl kleinsten Industrieunternehmen der Welt“ – schon seit einiger Zeit erfolgreich betrieben von ihm und seiner Partnerin Marzena, ist so authentisch wie eine Atlantikwelle, die dir bei Sturm an Deck klatscht, so geradeaus wie die endlosen, in flirrendem Sonnenlicht am Horizont verschwimmenden Straßen des mittleren Westens der USA und so kompromisslos wie das ablaufende Wasser der Ebbe. So hat er sich einen großen Namen gemacht in der globalen Welt der OzeanseglerInnen, denn um „seine“ Leute, die mit einer Windpilot als „Heckverzierung“ sozusagen steuerfrei zur See fahren, kümmert er sich zuverlässig und persönlich, immer kompetent und hilfreich.
Aber halt, wir wollen hier über das Buch reden. Das bietet teils ziemlich persönliche Einblicke in ein bewegtes Leben, welches von einem roten Faden durchzogen wird: Dem Wunsch und Willen nach Geradlinigkeit und Unabhängigkeit. Und das an Land ebenso, wie, natürlich, auf See… Nach vielen zermürbenden Kämpfen, die wohl oftmals ans Eingemachte gingen, hat Peter ihn erreicht, den wohl verdienten „Fuck-You-Status“: „Alles erlebt, alles überlebt, vor allem in bester Laune! Es ist den Amerikanern vorbehalten, für diesen Lebensstatus drastisch und symbolisch den FYS erfunden zu haben. Ein Begriff, den ich kurzerhand für mich adaptiert habe und fortan ungeniert selbst verwende, weil es für gelebte Unabhängigkeit kaum eine bessere Vokabel gibt.“
Wer möchte nicht diesen Status erreichen! So manches in diesem Buch könnte vielleicht als Inspiration für den Weg dorthin dienen. Andererseits wird aber wohl auch deutlich, dass der „FYS“ eher eine Sache der Einstellung ist. Mit der Peter Förthmann, trotz so mancher Stürme, schon ziemlich lange und alles in allem doch sehr gut durchs Leben gesegelt ist…