In diesem Buch spielen Melancholie – das kommt ja schon im Titel „Die tristen Tage von Coney Island“ zum Ausdruck – sowie Komik, Tragikomik oder auch stellenweise recht subtile Satire die Hauptrollen, gerne auch auf Kosten der Figuren. Dazu passt, dass Crane sehr lakonisch und fast schon kühl erzählt, als würde ihn selbst das alles nicht im mindesten berühren. Das zeigt sich schon in der Titelgeschichte, „Die tristen Tage von Coney Island“, die melancholisch-schön verläuft. Dennoch haben die Geschichten eine ganz eigene Intensität, die von Cranes Gespür für Dramatik und Stil und ja, auch Sprache zeugen. Obwohl auch ein Reportage-Stil immer wieder durchkommt, denn Stephen Crane arbeitete ja hauptsächlich als Journalist und auch Kriegsberichterstatter.
Man kann seine Geschichten und sein Werk kaum genießen und wertschätzen, ohne diese in dem historischen Rahmen der Zeit ihrer Entstehung zu sehen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine Hoch-Zeit der Literatur, es wurde gelesen wie nie zuvor, und das gedruckte Wort war angesehen, beliebt und wertvoll. In dieser Zeit also war Crane dann eher experimentell unterwegs, auch satirisch – in dem vorliegenden Band nimmt er die Figuren Laurel und Hardy alias Dick und Doof in der komischen Geschichte „Seefahrer wider Willen“ vorweg, in gleich zwei anderen Stücken begräbt er auf komische Weise den in der Literatur seiner Zeit gerade erst erwachenden Wild-West-Mythos bevor das richtig losging … Dazu schöpft er auch noch aus seinem eigenen, zwar kurzen, aber doch abenteuerlichen Leben als Kriegsberichterstatter und Schmuggler und Rumtreiber.
„Die tristen Tage von Coney Island“ ist ein gelungener Einblick in das Werk von Stephen Crane und das ebenfalls sehr lesenswerte Nachwort von Wolfgang Hochbruck macht es noch verständlicher, gibt viele gute Hintergrundinformationen und ist damit nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam.
Sehr zu empfehlen!