Ausspannen am Ende der Welt: Auf der Ile d’Ouessant findet der Besucher die Bretagne im Kleinformat.
Felsig, monolithisch und grau steigt die Ile d’Ouessant vor dem Bug aus der langen, trägen, kraftvoll atmenden Atlantikdünung heraus, je näher die Nordostbrise unser Segelboot an diesen Außenposten Europas heranträgt. Ouessant – wörtlich: die westliche – liegt auf fünf Grad und fünf Minuten West und die Franzosen behaupten gerne, dies sei der westlichste Zipfel Europas. Was allerdings eine offensichtliche Marketinglüge ist:
Land’s End liegt auf fast sechs Grad westlicher Länge. Und selbst, wenn man als besonders francophiler Mensch England nicht zum kontinentalen Europa zählt (von den Isles of Scilly oder gar Irland ganz zu schweigen), gibt es da noch das Kap Finisterre. Die nordwestlichste Ecke Spaniens ragt deutlich über den neunten Längengrad West hinaus.
Doch geographische Feinheiten hin und die Glaubwürdigkeit von Tourismusbroschüren her: Wer vom Pointe de Pern genau nach Westen fährt, wird erst rund dreitausend Seemeilen später wieder auf festes Land treffen. In der geschützten Baie du Stiff an der Ostküste der Insel legen die Fährboote vom Festland an, doch das Dorf Lampaul und die eigentliche Ankerbucht von Ouessant liegen ausgerechnet an der zum Atlantik hin vollkommen offenen Westseite. Klopfenden Herzens segeln wir die Passage du Fromveur an der Südküste der Ins…