Jedes Schiff, jedenfalls jedes ernst zu nehmende Schiff, hat natürlich eine Biografie. Aber nicht jedes hat auch eine so schön präsentierte, gedruckte Biografie wie die ebenso schöne „Cape Race“ des mare-Verlegers Nikolaus Gelpke.
Ihre Jungfernfahrt hatte die „Cape Race“ im Jahre 1963, damals ein moderner Hochseetrawler. Das waren damals noch keine unförmigen, schwimmenden Fischfabriken. Die „Cape Race“ ist so etwas wie ein Klassiker, mit einem formschönen Rumpf mit hoher Back und einem sehr ausgeprägten Deckssprung. Dazu nicht zu hohe Aufbauten, ordentlich Tiefgang, eine starke Maschine. Fertig ist ein überaus seetüchtiges Schiff, gut genug allemal, um auf den notorischen Neufundlandbänken arbeiten zu können. Bei Nebel, Sturm und brutalen, zuweilen buchstäblich haushohen Wellen.
Es ist weder ein Wunder noch ein Zufall, dass sich ein Kenner der Materie in ein solches Schiff verlieben kann. Schon ihn Name, „Cape Race“, klingt romantisch; das Kap liegt nicht weit von den Bänken entfernt am südöstlichsten Punkt Neufundlands und war einst ein berühmter Punkt für den Landfall all jener Schiffe, die den Atlantik auf der Nordroute von Ost nach West überquert hatten. Was die Funkstation dort mit dem Untergang der „Titanic“ zu tun hat, erfahren wir in diesem Buch ebenfalls.
Bei einem so langen und vielseitigen Leben, wie die „Cape Race“ es schon jetzt im Kielwasser hat, ist es kein Wunder dass wir neben der Biografie des Schiffes natürlich auch so einiges aus der dazu passenden Zeitgeschichte erfahren. Aufgezeichnet ist dies in kurzen Texten aus verschiedenen Quellen und vielen tollen Bildern. Historische Aufnahmen aus der Anfangszeit ebenso, wie tollen Fotos des restaurierten, renovierten Schiffes.
Vom Fischtrawler zum Forschungs- und Expeditionsschiff bis zu ihrer Renaissance nach wirklich grundlegender Sanierung auf einer improvisierten Werft in Island durch den mare-Verlag: Diese Biografie ist nicht nur für Schiffsfreaks sehr lesbar. Und die Lektüre macht Lust auf mehr: Einmal an Bord und auf Fahrt zu gehen … !