Es ist vielleicht die größte und berühmteste Leistung in der Geschichte der Seefahrt, und der Held dieses Buches hatte auch daran einen ganz maßgeblichen Anteil. Die Rede ist von der epischen Reise Shackletons mit seinen Gefährten Worsley, Crean, McNish, Vincent und McCarthy in dem offenen Beiboot der Endurancevon der antarktischen Insel Elephant Island nach Süd Georgien, um dort Hilfe für die auf Elephant Island gestrandeten Männer der versunkenen Endurance zu holen: 800 Seemeilen durch den brutalen, stürmischen Südozean in einem 7,5 Meter langen, offenen Boot, im Jahre 1916 (vergl. auch: „Die S.E.A. Expedition“ hier auf Literaturboot).
Doch in diesem Buch geht es nicht (nur) um diese Reise, die ja ohnehin in zahlreichen anderen Werken beschrieben wurde, sondern vor allem um einen der Männer an Bord: Tom Crean. Aus dem Verlagstext zitiert: „Namen wie Scott und Shackleton sind Fans der polaren Entdeckungsgeschichte wohlbekannt. Doch wer kennt den irischen Bauernsohn Tom Crean, der gleich drei ihrer bedeutenden Antarktis-Expeditionen auf heldenhafte Weise unterstützte? Mit Scott und der Discovery stellte Crean einen neuen Südrekord auf, Scotts legendäres Wettrennen mit Amundsen begleitete er bis kurz vor den Pol und rettete dann mit einem spektakulären Alleinmarsch durch die Eiswüste sich und seinen Kameraden das Leben. Mit Shackleton durchquerte er unter unmenschlichen Bedingungen Südgeorgien, um Hilfe für die gestrandeten Männer der Endurance-Expedition zu holen.“
Tom Crean, das stellt sich in diesem Buch natürlich schnell heraus, ist ein wahrhaft bemerkenswerter, aber auch stiller und bescheidener Mann gewesen. Dem britischen Journalisten Michael Smith, der sich intensiv mit der Geschichte der Entdecker und Forscher der Arktis und Antarktis beschäftigt hat, ist es nun zu verdanken, dass dem „stillen Held“ endlich ein literarisches Denkmal gesetzt wird. Zudem eins, das nicht nur sorgfältig recherchiert ist, sondern auch noch mitreißend geschrieben ist. Von Toms Kindheit über seine unglaublichen Abenteuer bis zu seinem „Ruhestand“ als Familienvater und „Publican“, dem Wirt einer beliebten Kneipe in seinem irischen Heimatort Annascaul mit dem Namen „The South Pole Inn“ – wie auch sonst! „Hot food, cold beer, warm welcome“ – bei so einer Ansage und einem Haus mit einer derartigen Geschichte möchte man doch sofort nach Südwestirland aufbrechen um eben dort ein gepflegtes Pint zu trinken – denn den Pub gibt es noch.
Wie ja eigentlich alle Bücher aus dem mare-Verlag ist es zudem noch liebevoll ausgestattet, mit Karten und historischen Fotografien. Sehr empfehlenswert!