Per Anhalter nach Brasilien: Dies ist das Buch über eine schöne Reise. Knapp 100 Tage von Gibraltar nach Recife, eine Ozeanüberquerung und ein großes Abenteuer. Dabei zeigt sich wieder einmal, dass ein eigenes Boot zum Segeln nicht immer nötig ist. Und auch dies wird bestätigt: Tue etwas, sei aktiv, höre auf Deine Träume und Dein Leben wird sich verändern – meist zum Besseren.
Timo Peters (in Norwegen) und sein neues Buch
Jedes Jahr segeln viele Yachten über den Atlantik, die meisten auf der Passatroute von den Kanaren in die Karibik. Und relativ viele von diesen Yachten nehmen auch immer mal wieder Segeltramper mit, wie der Autor dieses Buches, Timo Peters, es auch war. Nicht immer verlaufen die Reisen dann harmonisch, denn das größte Abenteuer ist dabei nicht unbedingt der Segeltörn an sich, sondern das unentrinnbare und enge Zusammenleben an Bord mit anderen Menschen, die sich oft erst unterwegs richtig kennen lernen – wenn es zum Umkehren oder Aussteigen längst zu spät ist.
Kurs West…
Timo Peters hat in dieser Hinsicht offenbar Glück gehabt. Doch ganz einfach ist das Leben an Bord dennoch nicht immer. Für dieses erfrischende und ehrliche Buch schrieb Timo Peters die Geschichte, wie er selber sagt, eben einfach so auf, wie sie sich ereignete: „Ohne jede Schönfärberei, mit allen womöglich peinlichen Details und inklusiver aller Gedanken und Gefühle, auf die ich im Nachhinein nicht immer nur stolz bin.“
Auch das Kochen gehört dazu…
Das Buch beschreibt dabei auch die Fahrtenseglerszene ganz gut und ziemlich treffend. Und die Szene der „Couchsurfer“, von deren Existenz ich vorher noch nicht einmal etwas wusste. Vor allem aber ist das Buch optimistisch, oft lustig und immer unterhaltsam – einfach klasse. Ich kann es nur uneingeschränkt empfehlen. Könnte aber sein, dass es das Leben des einen oder der anderen Leserin ändert. Was ja durchaus nicht ungewollt wäre.
Timo Peters lebt jetzt in Norwegen. Und betreibt dort die lesenswerte Webseite Fjordwelten.de, ein Reisemagazin über Westnorwegen. Hier noch einige Fragen an ihn.
Wärest Du von Recife aus gerne weiter gesegelt? Oder hat Dich das Leben an Bord und das Segeln dann doch nicht so überzeugt?
Während des Fluges von Brasilien nach Deutschland war ich ziemlich wehmütig: Wenn ich unbegrenzt Zeit und Geld gehabt hätte, wäre ich auf jeden Fall an Bord geblieben und würde wahrscheinlich heute noch irgendwo im Südpazifik im Zickzack mitsegeln. Ging aber leider nicht – trotzdem war ich inzwischen an Bord mehrerer Segelboote: Ich habe zum Beispiel einmal Europa von den Balearen bis in die Niederlande immerhin halb umrundet und durfte bei der Gelegenheit noch einmal durch die Straße von Gibraltar segeln. Und hier in Norwegen habe ich das Glück, dass einer meiner wenigen Nachbarn ein schönes Boot hat, auf dem immer mal wieder eine Koje für mich übrig ist. In Norwegen braucht man zwar im Gegensatz zu der Atlantiküberquerung meist Ölzeug, es ist aber trotzdem fantastisch zum Segeln!
Von der lebendigen Metropole Hamburg und einem Leben als „Dauerweltreisender“ in die Norwegische Einsamkeit – wie fühlt sich das an? Ist das nicht zuweilen sehr schwer?
Anfangs hatte ich auch großen Respekt vor diesem Schritt. Ich wohnte in Hamburg auch mittendrin, war viel unterwegs und unter Leuten. Jetzt gibt es in meiner Nähe nur noch eine Kneipe, die auch nur nach Bedarf öffnet, wenn es im Dorf etwas zu feiern gibt. Dafür gibt es in der Natur so unendlich viele Möglichkeiten: Ich wandere gerne, campe in den Bergen oder paddle mit dem Kajak und Kanu durch den Fjord. Ab und zu nehme ich mir da eine Angel mit und fange mir mein Mittagessen – das sind zwar ganz andere Möglichkeiten als in der Großstadt, aber langweilig wird mir hier nicht. Noch habe ich den Schritt nicht bereut!
Das idyllische Stongfjorden in Westnorwegen
Was macht man dort (auch beruflich)?
Ich habe mir meinen Beruf sozusagen selber gestrickt und bin als freiberuflicher „Schreiber“ unterwegs. Einen Teil meiner Texte verkaufe ich an ein paar Zeitungen und Magazine, meine Blogs bessern mein Taschengeld ein bisschen auf und zwischendurch mal ein Buch. Ab und an helfe ich meist norwegischen Firmen aus dem Tourismus beim Marketing. Reich werde ich dadurch wohl nicht mehr werden – dafür ist es ein bunter Blumenstrauß, wie ich es mag.
Bist Du dort als Couchsufer-Host besuchter?
Bis die Pandemie losging, bekam ich hier wirklich viel Besuch – viele Freunde und Bekannte, die die Gelegenheit nutzen wollen, jemanden vor Ort zu kennen, aber auch immer mal wieder Couchsurfer. Vor meiner Haustür führt eine bei Radlern sehr beliebte Route entlang, die hier gerne mal ein kleines Tief haben, weil es so steil ist. Die pflücke ich mir manchmal direkt von der Straße – ich habe einfach gerne Menschen um mich.
Eine Antwort
Ein wirklich starkes Buch. Lange nicht mehr so gefesselt gewesen von einem Buch. Man bekommt sofort Fernweh.
Chapeau!