Mathijs Deen: Der Schiffskoch

Ein Schiff, was nicht fährt, ist entweder gestrandet – oder ein Feuerschiff. Diese schwimmenden Seezeichen gibt es heutzutage ja leider immer weniger, zumindest in bemannter Form – heute werden sie durch „Großtonnen“ ersetzt. Als es sie noch gab, als bemannte Leuchtfeuer in der See verankert, boten sie die ideale Bühne für Fantasien und Geschichten aller Art, Real ebenso wie Fiktiv. Radio Caroline, der legendäre Piratensender aus den 1960er und 70er Jahren, vor der Küste Hollands und dann auch mal vor England verankert, gehört zu den realen Geschichten. Und dann gibt es die Literatur, der Klassiker von Siegfried Lenz, „Das Feuerschiff“, fällt einem dazu sofort ein.

Und nun also der Schiffskoch. Der Koch ist Kapitän, heißt eine alte Seemannsweisheit, nur ein guter Schiffskoch kann auf Dauer eine Meuterei verhindern. Der Koch hier an Bord der „Texel“, so heißt das Feuerschiff und dies ist auch dessen Position, versteht sein Handwerk, er ist meistens mit Hingabe bei der Sache, aber er hat auch sonst nichts weiter auf der Welt. Erlebnisse als Kind während des Krieges in Indonesien haben ihn ebenso ein Leben lang gezeichnet, wie die dort eingefangene Malaria, die immer mal wider – und hier zum unpassenden Zeitpunkt – aufflammt. Familie hat er keine mehr, als die Japaner Indonesien besetzten wurden die holländischen Kolonialisten in Internierungslager gesteckt, was viele nicht überlebten. Der Junge überlebte, seine Eltern offenbar nicht. „Was hatten wir da auch zu suchen…?“, wird einmal ein Gedanke an jene Zeit von ihm zitiert, das meisten bleibt mehr oder weniger vage angedeutet aber dennoch deutlich genug. Nach dem Krieg dann die Unabhängigkeit, offensichtlich landete ein junger Mann aus den Kolonien in den Niederlanden und wurde – Schiffskoch auf dem Feuerschiff.

Ab und an verwöhnt er seine Mannschaft mit indonesischen Gerichten. Und nicht nur der Koch hat eine schwere Vergangenheit zu ertragen, auch andere an Bord haben so ihre Probleme. Die sich hier, an Bord des Schiffes auf engem Raum, umso deutlicher manifestieren.

Alles das wird knapp, aber treffsicher erzählt in dieser Novelle, die wohl mehr Tiefgang hat als das Schiff, auf dem sie spielt. Und als man es zunächst vermutet angesichts der Lakonie, mit der diese am Ende dann dramatische Geschichte vorgetragen wird; dennoch atmosphärisch erspürbar und erlebbar, mit gerade genug Andeutungen über die Hintergründe, dass man sich als Leserin ein Bild machen kann.

Diese Geschichte beginnt mit dem Koch, der seinen Leuten etwas Besonderes gönnen will, nämlich ein original indonesisches Ziegencurry nach einem Rezept seiner verstorbenen, aber natürlich längst nicht vergessenen Mutter. Die Hauptzutat bringt er lebend an Bord, nämlich ein junges Ziegenböckchen. Und damit wird eine Handlung in Gang gesetzt, die – das lesen Sie bitte besser selbst. Soviel kann ich hier verraten: Es lohnt sich! Denn nach der Lektüre denkt man immer mal wieder an diese skurrile Story und die menschlichen Schicksale darin, aber nicht nur an die – vor allem auch an das Los des Ziegenböckleins…

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Eine Antwort

  1. Ich bin nicht sicher, ob es sich um eine Novelle handelt – diese müsste doch eine erkennbare Rahmenhandlung aufweisen.
    Ich würde den Text eher aufgrund des Umfangs als Erzählung einordnen, die, das ist unbestreitbar, absolut lesenswert ist.

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