Dies ist ein echter Geheimtipp; ein außergewöhnliches Buch über eine ganz außergewöhnliche Bootsklasse. Es geht um die „Elb-H-Jolle“, ein wunderschönes Boot, und noch um viel mehr. Diese Jollenklasse hat ihre Wurzeln in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, erlebte ihre Blütezeit dann in den Jahren kurz vor und bald nach dem Zweiten Weltkrieg und hat noch heute viele Fans und Liebhaber. Anhand der Geschichte dieser Jollen lässt sich auch ein Stück deutscher Geschichte erzählen, sowie einige Einzelschicksale von Elb-H-Jollen Seglerinnen und Seglern im Laufe dieser bewegten Jahrzehnte.
Mit anderen Worten: Die Jolle an sich ist faszinierend, ein echter Klassiker von zeitloser Schönheit und hervorragenden Segeleigenschaften. Die Entstehungsgeschichte dieser Jolle ist ebenfalls faszinierend, da es sich hier um eine regional begrenzte Klasse handelt, die fast ausschließlich auf der Unterelbe gesegelt wird. Ihren Ursprung hat sie in Hamburg und dort in Blankenese, und sie ist gemacht für das raue Revier der Elbe bis hin zur Mündung bei Cuxhaven.
Elb-H-Jolle für Touren und Regatten
Ein wahrer Schatz ist dieses Buch, weil sich der Autor nicht auf das Boot alleine beschränkt, was an sich schon viel Stoff hergibt, sondern das alles auch noch in den jeweiligen historischen Kontext einordnet. Dazu ist es gründlich recherchiert worden, in begleitender Literatur und Archiven von Vereinen ebenso wie vor allem auch in Gesprächen mit Seglern und Zeitzeugen. So wird dieses Buch relevant und spannend selbst für diejenigen, die keine besondere Beziehung zur Elb-H-Jolle haben. Wer überhaupt etwas über die Entwicklung des Segelns in den vergangenen rund 100 Jahren in Deutschland und für die entsprechende Weltgeschichte und deren praktische Auswirkungen auf das Leben von Seglern in Blankenese, Övelgönne, Altona, Hamburg und anderswo erfahren möchte, wird hier reichlich fündig.
Und „ganz nebenbei“ wird man entweder eine alte Liebe neu entdecken, oder eine ganz und gar außergewöhnliche Jollenklasse kennen und, vielleicht, auch lieben lernen. Ein tolles Boot zum Regatta- und Tourensegeln – Elb-H-Jollen waren auf ausgedehnten Wanderfahrten ebenso im Wattenmeer der Nordsee, als auch in der Ostsee bis nach Kopenhagen oder Schweden unterwegs. Oder, um einfach nach Feierabend eine Stunde oder zwei „auf Straße vor Tür“ zu segeln, wie wir früher an der Elbe sagten, wenn wir nur einmal einen Schlag von Blankenese hinüber ins Mühlenberger Loch und zurück machten. Zum Abschluss möchte ich hier den Autor selbst aus dem Einführungskapitel zitieren: „Die Elb-H-Jolle ist mehr als irgendein Boot. Für ihre Segler war sie nie ein bloßer Gebrauchsgegenstand, sondern emotional stark besetzt. Und sie ist im Laufe ihrer langen Geschichte zu einem regionalen Kulturgut geworden, dessen Erhalt jede Mühe lohnt. Das vorliegende Buch möchte dazu einen Beitrag leisten.“