„Drei Männer auf einem Boot“ muss ja nicht per se spannend oder gar erzählenswert sein, doch was Tomás González daraus fabriziert hat, ist ein Kleinod, ein Kunstwerk auf dem Wasser geworden. Eine Rezension von Kirsten Panzer
Spannungsgeladen und mit jeder Menge Tiefgang kommt das im mare Verlag erschienene Buch daher. Der Titel „Was das Meer ihnen vorschlug“ lässt schon das Knistern erahnen, die Atemlosigkeit bei aller anfänglichen Stille. Er könnte auch Kitsch vermuten lassen, doch davon ist der kolumbianische Autor, der zu den wichtigsten zeitgenössischen seines Landes zählt, seemeilenweit entfernt.
Vielmehr baut sich eine Spannung wie kilometerhohe Gewitterwolken auf – den Vergleich mit Herman Melville oder Ernest Hemingway braucht er nicht zu scheuen. Oder denken wir nur an diese Atemlosigkeit, die „Das Feuerschiff“ von Sigfried Lenz beim Leser erzeugt, bei aller Langsamkeit und räumlichen Begrenztheit.
Auch hier nun ein Boot. Ein Fischerboot. An Bord: Ein Vater, zwei Söhne. Keine 24 Stunden. Konfliktpotential? Enorm, denn das Verhältnis zwischen Vater und Söhnen ist nicht das beste. Zu herrisch war und ist er, zu hart, zu egoistisch, zu untreu, zu rücksichtslos.
Er hat sich seine Söhne wahrlich nicht zu Freunden gemacht.
Die Stimmung an Bord ist geladen, so wie die dunklen Wolken, die sich zu einem tropischen Gewitter zusammenbrauen. Als die drei Männer dann auch noch vor der karibischen Küste mit ihrem Fischerboot in Seenot geraten, spitzt sich die Situation zu. Unbewusst herbeigesehnte Chancen ergeben sich.
Mehr sei nicht verraten – aber was hat das Meer ihnen vorgeschlagen?
Ein Juwel unter den „Wasserbüchern“ – Lesen!
Eine Antwort
Schon gekauft!