Styx – Der aktuelle Segelfilm, jetzt als DVD

Rike – Ärztin aus Europa, 40 Jahre alt – verkörpert eine westliche Vorstellung von Glück und Erfolg.
Sie ist gebildet, selbstbewusst, zielstrebig und engagiert. Rike bestreitet in Köln als Notärztin ihren Alltag, bevor sie ihren Urlaub in Gibraltar antritt. Dort sticht sie alleine mit ihrem Segelboot in See. Ziel ihrer Reise ist die Atlantikinsel Ascension Island. Ihr Urlaub wird abrupt beendet, als sie sich nach einem Sturm auf hoher See in unmittelbarer Nachbarschaft eines überladenen, havarierten Fischerbootes wiederfindet. Mehrere Dutzend Menschen drohen zu ertrinken. Rike folgt zunächst der gängigen Rettungskette und fordert per Funk Unterstützung an. Als ihre Hilfsgesuche unbeantwortet bleiben, die Zeit drängt und sich eine Rettung durch Dritte als unwahrscheinlich herausstellt, wird Rike gezwungen zu handeln.Bildgewaltig erzählt Regisseur Wolfgang Fischer in STYX von einer starken Frau, die auf einem Segeltörn unvermittelt aus ihrer heilen Welt gerissen wird.

Ein aktueller, sehr spannender und bewegender Segelfilm

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Täglich sterben Frieden suchende Menschen an den europäischen Außengrenzen bei dem Versuch, sich über den Seeweg auf unseren Kontinent zu retten. Die Konfrontation eines Sportbootes mit einem überladenen, havarierten Flüchtlingsschiff mitten im Ozean ist unter Seglern ein viel diskutiertes Horrorszenario, das immer häufiger Wirklichkeit wird. 

Was passiert, wenn eine Einhandseglerin (eine Sportseglerin, allein an Bord einer Yacht) in diese Situation gerät? Der Segelfilm STYX geht dieser Frage fiktional nach und zeigt, angelehnt an reelle Vorfälle, wie dabei wirtschaftliche Interessen mit humanitären Grundsätzen konkurrieren, Überforderung Mitgefühl verdrängt und Desinteresse jede Hoffnung zerstören kann. Der Film behandelt den individuellen Traum vom Paradies und umkreist die zentrale Frage nach der Bestimmung der eigenen Identität: Wer wollen wir sein, wer sind wir oder wer müssen wir sein? 

Interview mit dem Regisseur Wolfgang Fischer, von Rüdiger Suchsland

Wie dreht man einen Segelfilm auf dem Meer? Alle, die ich gefragt habe, haben uns abgeraten. Das funktioniert nicht, das ist die Hölle, das ist Horror. Man kann das Meer nicht kontrollieren, es macht was es will. Das war auch tatsächlich so. Es war katastrophal. Wir haben vor Malta gedreht – und es war der schlimmste Herbst des Jahrzehnts. Es gab nur Orkanstürme. Wir sind dann zwischen Malta und Sizilien 16 Stunden am Stück gesegelt und haben wirklich real beim Segeln die Geschichte erzählt. Letztlich war das die wichtigste Entscheidung. Das Projekt ist gelungen, weil wir uns alle selbst dieser Welt ausgesetzt haben. Wir haben quasi dokumentarisch gedreht. Acht Leute auf dem Boot, alle mussten sich verstecken, um nicht im Bild zu sein. Nur die Sturmszenen haben wir in Malta in einem Becken gedreht – mit horrorlauten Wellenmaschinen und Wasserkanonen, die 600 Liter Wasser aufs Boot geschmissen haben. Die Idee war, so lange Einstellungen wie möglich zu drehen, um nicht über den Schnitt zu manipulieren, und diesen körperlichen Tanz, den die Figur vollzieht, als physischen Kraftakt zu zeigen.

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Die Hauptfigur erfährt eine „Verwandlung“ und Erschütterung… Mich interessieren Figuren, die sich eine große Aufgabe stellen und an dieser Aufgabe abarbeiten müssen. Eine zentrale Vorstellung in dieser Geschichte ist die Reise zum individuellen Paradies. Genau die unter- nimmt die Hauptfigur, die sich dafür diesen Naturgewalten aussetzt und tagelang allein auf einem 11-Meter langen Segelboot ist – weil sie den Wunsch hegt, nach Ascension-Island zu fahren. Sie beherrscht die Segelkunst. Es ist spannend zu wissen, wie das praktisch funktioniert, wenn man alleine auf einem Segelboot mitten im Atlantik ist: Wie klappt dieser Kraftakt? Die meisten Einhandsegler schlafen eine halbe Stunde, und sind dann wieder eine halbe Stunde wach. Das ist ein klar strukturierter Ablauf, der physisch und psychisch ungemein anstrengend ist – keine Urlaubsreise, sondern ein Abenteuer. Das finde ich das Starke an dieser Geschichte: Dass wir dieser Frau folgen, während sie ihr Abenteuer bestreitet.

Der Film beginnt mit Bildern von Affen in Gibraltar, gewissermaßen am Ende Europas. Diese Affen gibt es wirklich, aber am Beginn dieses Films wirkt das Bild auch besonders eindrucksvoll. Wie ein Symbol. Was sind Deine Gedanken dazu? Der Affe ist ja zuallererst ein Bild des Chaos. Dieser Eindruck wird dadurch noch verstärkt, dass wir die Affen hier nicht in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Es sind Affen in der Stadt, mitten im Alltag der Menschen. Man sieht damit schon zu Beginn eine Welt, die aus dem Lot ist.

Mythen spielen im Film eine gewisse Rolle: Gibraltar, das sind auch die „Säulen des Herkules“. Der Film-titel bezieht sich auf den Totenfluss der griechischen Mythologie. Es gibt diverse Verweise auf mytholo-gische Motive… Ursprünglich hatten wir, Ika Künzel und ich, einmal die Grundidee, den ganzen Film nach der „Göttlichen Komödie“ von Dante aufzubauen. Darin geht es auch um eine Reise ins Paradies und den Versuch, das Vergangene wiederzuholen. Der Fluß „Styx“ trennt in der Unterwelt die Lebenden von den Toten. Die Hauptfigur Rike begibt sich mit einem Boot in diese Zwischenwelt, die sehr gefährlich ist, und in der es keine Sicherheiten mehr gibt. Dabei erlebt sie tatsächlich eine Höllenfahrt. Wie in Dantes „Inferno“ steigt sie am Schluss des Films hinab in ein dunkles Totenreich.

Was stand am Anfang dieses Films, was für Gedanken? Wir wollten in jedem Fall einen sehr körperlichen, physischen Film machen, mit wenig Dialogen. Ein Mensch, der sich in eine menschenfeindliche Natur begibt, die man nie komplett beherrschen kann, in der man Experte sein muss. Dies stand im Vordergrund: Man begibt sich in diese Welt und setzt sich mit den Elementen in Beziehung und versucht, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Einsamkeit auszuhalten ist ein wichtiges Thema: Wer kann das heute noch? Ohne Handy, ohne Internet- Empfang bricht sie auf, um wochenlang alleine auf diesem Boot zu sein – und sie liebt es. Das reizte uns. Rike braucht kein Gegenüber, um Freude zu erleben. Aber sie ist ein sehr sinnlicher Mensch. Wir sehen sie im offenen Meer schwimmen und wenn sie dann das erste Sonnenlicht in ihrem Gesicht spürt, oder wenn der Wind in die Segel bläst, dann sehen wir sie lächeln. Oder wenn sie von ihrem Traum erzählt, dem Paradies, in das sie reisen möchte.

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Dein Segelfilm entfaltet ein moralisches Dilemma… Könnten wir alle in die Lage der Hauptfigur kommen? Ich glaube das unbedingt. Nehmen wir ein alltägliches Beispiel: In der U-Bahn wird neben uns jemand an- gegriffen. Wir suchen uns das nicht aus, aber wir müssen uns verhalten. Auch wegzusehen ist ein Verhalten. Man muss sich entscheiden. Das kann jedem von uns passieren. Es ist etwas Universelles. Es verändert das Leben. Als Notärztin kennt Rike die Regel: Schütze zuerst Dein eigenes Leben. Dieser Regel folgt sie. Aber natürlich bleibt die Frage, ob sie richtig entschieden hat.

Wagst Du eine Antwort auf die Frage: Was würdest Du tun an ihrer Stelle? Ich kenne Segler, denen Ähnliches passiert ist. Die haben versucht, so schnell wie möglich wegzukommen. Weil sie wussten: Das schaffen wir nicht. Das kann ich nachvollziehen. Die Figur der Rike ist auch deshalb als Ärztin eingeführt, weil sie nicht handelt, wie Du und ich, sondern weil sie durch den hypokratischen Eid eine stärkere Verpflichtung empfindet. Wir habe im Zuge der Recherchen mit vielen Hilfsorganisationen gesprochen. Ein wichtiger Gesprächspartner war Rupert Neudeck. Neben seiner Idee des Weltbürgertums, hat er dringend für mehr Mut geworben. 

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