Das ist die dänische Antwort auf die berühmte Antigua Race Week: Die Regatta Limfjorden Rundt wird zum Ausklang der Chartersaison von hölzernen Traditionsseglern gesegelt. Und zahlende Gäste sind hier an Bord willkommen. Von Detlef Jens
Hoch türmen sich die Segel an den mächtigen Spieren in den blauen Himmel über dem sommerlich ruhigen Limfjord. Stolze 48 hölzerne Traditionssegler sind es, die das Rennen von Thisted nach Struer segeln, normalerweise eine Strecke von 35 Meilen. Wegen einer anhaltenden Flaute wird die Wettfahrt dann am Ende zwar nur ganze drei Seemeilen lang sein, aber auch die zu segeln dauert noch fast zwei Stunden. Soviel Zeit jedoch muss sein, denn wie sollten sonst am Abend die Preise verteilt werden! Bald dampft die ganze Flotte unter Maschine in den Hafen: Zum Feiern will niemand zu spät kommen.
Es ist eine fröhliche und entspannte Veranstaltung, dieses „Limfjorden Rundt“ – und die dänische Antwort auf Antigua. Denn wie es die berühmte Antigua Race Week einst war, ist auch dies ein Treffen der professionellen Chartercrews zum Saisonausklang. „Dies ist ein gemütliches Ende der Saison und es ist schön, all die Kollegen zu treffen. Aber auch das Wettsegeln ist spannend!“, sagt Joacim Bøllehuus, Eigner und Kapitän des 43 Meter langen Dreimastschoners „Maya“.
Das gesellige Segeln „Rund um den Limfjord“ begann 1987 mit sechs Schiffen. Mittlerweile ist es eine stattliche Flotte, die sich alljährlich im Spätsommer in dem Fischerkaff Løgstør versammelt, um von hier aus einmal um den westlichen Teil des Limfjords zu segeln: Zuerst nach Thisted, dann nach Struer, zur Insel Fur und schließlich ins Ziel nach Skive. Darunter fünf Dreimaster wie der 35 Meter lange Marstalschoner „Marilyn Anne“, ihr Schwesterschiff „Fulton“ oder der 40 Meter lange Biersegler „Madonna“; ein Frachtensegler von 1942, der von der Carlsberg-Tuborg Brauerei gekauft und mit großem Aufwand restauriert wurde. Am Start sind aber auch kleinere Schiffe, zum Beispiel der segelnde Fischkutter „Gefion“, der immer noch auf der Nordsee fischt.
Und ebenso wie während der Race Week in Antigua sind auch hier zahlende Gäste an Bord – auf der „Haabet“ zum Beispiel Jens und Regine aus Hamburg: „Wir haben während unseres Dänemark Urlaubs durch Zufall von dieser Veranstaltung gehört und wollten unbedingt mit!“ Und, an den folgenden zwei Tagen, fast die komplette Belegschaft des Hauptsponsors, der Firma Moland aus Skive. Die stellen Parkette, Holztüren und ähnliche Dinge her und haben ihr neues Hauptquartier direkt am Hafen.
Organisiert wird die Regatta seit vielen Jahren von Niels Sohn. „Das macht mir einfach Spaß“, erklärt der Radiotechniker aus Skive. „Immerhin segele ich schon mein ganzes Leben auf diversen Oldtimern.“ Während des ersten, noch recht spontanen Zusammentreffens der Traditionssegler am Limfjord fuhr er als Steuermann auf der „Bonavista“, einem Schwesterschiff der „Marilyn Anne“. Und beschloss, fortan die praktische Durchführung des Treffens zu übernehmen. Viel Arbeit ist es, aber eine gelungene Veranstaltung ist ihm Lohn genug. Und die Gewissheit, auch etwas für den Erhalt der dänischen Segelschifffahrt zu tun: „Vor 100 Jahren segelten hier, alleine auf dem Limfjord, wohl so an die 1000 Segelschiffe“, meint er. „Diese Tradition muss man doch zumindest in diesem kleinen Rahmen am Leben erhalten!“
Die Traditionssegler sind in Dänemark beliebt und das jährliche „Limfjorden Rundt“ ist ein sehenswertes Spektakel, wie die vielen Schaulustigen an den Starts und in den Häfen beweisen. Auch die angelaufenen Städte unterstützen die Veranstaltung. Schon weil es noch mal Leben in die Bude bringt, denn auch an Land geht um diese Jahreszeit die Saison zu Ende. In Løgstør ist die Kneipe „Blue Corner“ am Abend vor dem Start gerammelt voll – sonst sitzt hier gerade mal ein einsamer Fischer herum. Und die Kommune spendiert am nächsten Morgen das hervorragend organisierte Frühstück für die rund 500 Teilnehmer in einem Schuppen am Hafen.
Und als sich die Flotte später an den ersten Start macht, schaut sogar der dänische Kronprinz und heutige König Frederik vorbei – mit der königlichen Yacht „Danebrog“. „Leider wollte er die Königsyacht nicht als Startschiff hergeben“, grinst Niels Sohn, „obwohl die doch bestimmt eine Kanone an Bord haben!“ Wahrscheinlich hat der Prinz dazu einfach keine Zeit, denn eigentlich befindet er sich mit der „Danebrog“ auf den Weg zur dänischen Meisterschaft der Drachen, an der er, wie immer, teilnehmen wird. Dänemark ist eben auch heute noch ein maritimes Land.
Infos im Web unter www.limfjordenrundt.dk. Infos zum Mitsegeln unter www.maritim-charter.dk.
Mehr lesen zum Thema
Das Buch der Traditionssegler finden Sie hier
Amüsantes über Dänemark generell: Alles wegen Dänen!