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Einhand zu zweit

Sie sind verheiratet. Sie segeln um die Welt. Jeder in seinem Boot…

Die Einhandsegler Susanne und Tony lernen sich während ihren Weltumsegelungen 1996 in Whangarei auf Neuseeland kennen und lieben, verloben sich in Funafuti auf Tuvalu in der Südsee und heiraten auf der Salomon-Insel Gizo. Zurück nach England segeln sie jeder auf seiner Yacht, verkaufen diese dann jedoch, um künftig auf dem 1958 aus Sperrholz gebauten 8-Meter-Kutter „GALENAIA“ zu segeln – nach zweieinhalb Ehejahren erstmals gemeinsam. „Verheiratete Segler tun das doch eigentlich, oder nicht?“

In der Karibik finden sie mit der 12,5-Meter-GfK-Slup „SO LONG“ ihr Traumboot für die gemeinsame Zukunft auf den Weltmeeren. Da sich „GALENAIA“ jedoch nicht verkaufen lässt, werden sie für den Weg zurück nach Europa zunächst wieder zu Einhandseglern. „Keiner von uns war unglücklich, wieder allein an Bord zu leben, obwohl wir einander vermissten.“ „GALENAIA“ bleibt in England und das Paar segelt auf „SO LONG“ hinaus auf den Atlantik und rund Kap Hoorn bis zur Robinson-Crusoe-Insel im Pazifik. Dort erklären Susanne Huber-Curphey und Tony Curphey das Projekt „gemeinsam Segeln“ für gescheitert. „Bald war klar, dass wir gemeinsam an Bord nicht wirklich glücklich sein konnten, und dass nicht nur Tony, sondern auch ich das Einhandsegeln vermisste.“

Die folgenden Jahre zwischen Europa und Karibik zeigen, dass Susanne und Tony die „für uns ideale Lösung gefunden haben. Zwei Boote, zwei Einhandsegler, eine Route und eine feste Partnerschaft.“ Also starten sie im brasilianischen Porto Bello auf „GALENAIA“ und „SO LONG“ zur von 2007 bis 2011 dauernden gemeinsamen Weltumsegelung auf getrennten Schiffen. Das Paar liebt lange Seestücke und so unterscheidet sich die beschriebene Weltumsegelung auch bezüglich ihrer Route deutlich von den „klassischen“. Von Brasilien segeln die Curpheys in die südafrikanische Hout Bay, weiter nach Australien, Neuseeland und in einem großen „S“ über den Pazifik nach Alaska. Es folgt die US-amerikanische Westküste, die Passage durch den Panama-Kanal (die laut Autorin keiner mehr als ein Mal fahren muss) und die Atlantikpassage zurück nach Europa.

Das Buch handelt überwiegend von den Ereignissen auf der „SO LONG“, von der Autorin und ihrem Hund Honey, der im Jahr 2000 im portugiesischen Faro an Bord kam. Ehemann Tony spielt im Text keine besonders große Rolle. Er segelt in seinem kleineren und damit auch deutlich langsameren Schiff oft hunderte Meilen hinterher. Drei Mal am Tag wird über Funk Kontakt gehalten. Mal wild flirtend, aber im Wesentlichen zur Beruhigung. „Stimme ist Lebenszeichen, und das ist wirklich alles, was wir brauchen. Der Rest ist schöne, aber eigentlich nicht wichtige Plauderei.“

Wichtiger als Gesellschaft oder auch der eigene Ehemann scheint Susanne Huber-Curphey die Freiheit auf See zu sein. Diese Denke ist gewöhnungsbedürftig, in ihrer Kompromisslosigkeit aber auch faszinierend. Statt voller Marinas werden eher Fischereihäfen oder noch lieber Ankerbuchten aufgesucht. Freundschaften mit anderen Seglern sind selten und auch dann nicht so wichtig, als das sie Erwähnung im Buch finden. Der Text ist so zwar ein guter Lieferant von nützlichen Tipps für die Langfahrt und englischer Begriffe samt ihrer Erklärung. Der eher nüchterne, emotionslose Schreibstil kann den Leser jedoch nicht wirklich fesseln. Selbst als das Ruder der „GALENAIA“ abbricht und Susanne 150 Seemeilen in stürmischem Wetter zurücksegelt, um anschließend das stark leckende Boot ihres Mannes acht Tage lang bis nach Neuseeland zu schleppen, bleibt die Beschreibung sehr, sehr gefasst. Für diese Leistung erhielten die beiden übrigens die „Rod Stephens Trophy for outstanding seamanship“.

Philosophisches über lange Blauwasser-Passagen finden Leser besser bei Bernard Moitessier. Brillante Beobachtungsgabe und schonungslose Offenheit bei Wilfried Erdmann. Susanne Huber-Curphey erwähnt „ein kleines Einkommen“, das dem Ehepaar, das mit monatlich weniger als 500 Euro auskommt, den Grundstock für die ausschweifenden Reisen bietet. Sie verrät allerdings nichts Näheres darüber. Am Ende der Reise segelt Tony von den Azoren alleine nach England zurück, wo ihn in einer lange terminierten Operation sein neues Hüftgelenk erwartet. Seine Frau durchsegelt derweil noch das Mittelmeer, um auf Korfu „einige unangenehme familiäre Dinge“ zu klären.

„Das Segeln und das Leben an Bord sind unsere Hauptmotivation für dieses Zigeunerleben auf unseren einfach ausgestatteten Booten. Es ist viel mehr als nur ein Hobby, es ist unser Lebensstil, ja unser Lebensinhalt.“ Und das zentrale Thema des Buches der Architektin aus Ingolstadt, die sich nach 100000 Seemeilen im Kielwasser selbst als Bastlerin, Exzentrikerin und Extremseglerin bezeichnet. „Das eigene Boot ist Teil des Seglers, eine überlebenswichtige Bindung zwischen Mensch und Materie. So denken Tony und ich, und ich glaube nicht, dass wir in ein Schema passen.“ In ein Schema passt Susanne Huber-Curphey wahrlich nicht. Aber genau das macht die Beschreibung ihrer außergewöhnlichen Weltumsegelung so andersartig und deshalb interessant. Zwei Karten am Anfang und Ende des Buches zeigen die Routen der beiden Schiffe. Bebildert ist das Buch mit 37 durchschnittlichen Aufnahmen der Autorin und einer eher bescheidenen Fotomontage auf dem Titel.

 

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