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Ann Rosman: Die Wächter von Marstrand

Spaziergänger entdecken im Moor von Klöverö eine weibliche Leiche mit einem toten Säugling im Arm. Kommissarin Karin Adler wird hinzu gerufen. Für die Gerichtsmedizin ist die Sache klar: Die Moorleichen liegen schon eine halbe Ewigkeit dort. Die Akte wird daraufhin geschlossen. Doch einige Tage später wirft ein weiterer Todesfall neue Fragen auf: Eine Frau auf einem nahe gelegenen Gutshof wird tot aufgefunden. Nur ein Zufall? Oder haben die beiden Toten eine gemeinsame Geschichte? Der Fall lässt Kommissarin Adler nicht mehr los, denn sie vermutet mehr dahinter. Bei ihren Ermittlungen stößt sie bald auf ein tief bewegendes Frauenschicksal – die Spur führt zurück bis ins 18. Jahrhundert, in eine Zeit der Seeräuber, Schmuggler und Mörder im Freihafen von Marstrand.

Dazu Ann Rosman im Literaturboot-Interview (hier in voller Länge): Marstrand war von 1775 bis 1794 eine freie Stadt und Zoll- und Steuerfrei, damals gab es hier auch Piraten aber das ist ein vergessenes Kapitel in der schwedischen Geschichte. Es waren Freibeuter, sie hatten Kaperbriefe vom schwedischen König, sie durften jedes Schiff angreifen und aufbringen, welches nicht zu einer mit Schweden befreundeten Nation gehörte. Sie brachten ihre Prisen hierher nach Marstrand, die Mannschaften kamen in die Festung Carlsten, die Ladung und die Schiffe wurden verkauft. Eine alte Dame aus dem Heimatverein war auf Klåverön geboren und aufgewachsen und als ich sie auf das Thema ansprach wurde sie sehr streng und meinte: Darüber spricht man besser nicht! Wie bitte, sagte ich und dann taute sie nach und nach auf und schließlich zeigte sie mir diese Münzen hier (Ann lässt sie auf den Tisch rollen), die älteste ist von 1724. Sie hatte sie im Schotter vor ihrem Haus gefunden, als junges Mädchen, und dann herausgefunden dass die Schwester einer der Piraten in eben diesem Haus gewohnt hatte. Stell dir das vor! Vielleicht haben sie nachts vor dem Haus schnell ihre Beute geteilt, schnell, schnell, bevor einer der Zöllner oder Soldaten des Königs kam, und in der Dunkelheit sind ein paar Münzen auf die Erde gefallen und weg gerollt – hier wird Geschichte lebendig! Stell dir nur einmal vor, in welchen Taschen diese Münzen schon geklimpert haben! Der alte Pirat starb als sehr reicher Mann im Jahr 1854, aber er hatte wohl auch ein schlechtes Gewissen denn in seinen späten Jahren stiftete er der Kirche sehr viel Geld. Aber darüber erfahren die Kinder nichts, wenn sie in der Schule ihren Geschichtsunterricht haben…

Die Geschichte aus dieser Zeit von Marstrand ist sehr interessant – es war eine freie Stadt, wenn man vom Festland herüber wollte, brauchte man einen Pass. Schiffe mit reichlich Ladung kamen und blieben so lange sie wollten, es gab natürlich jede Menge Schmuggelei in jener Zeit. Damals gab es auch Religionsfreiheit auf Marstrand, so dass die jüdischen Kaufleute kamen und wir hier drüben auf der Insel die erste Synagoge Skandinaviens haben. Es gibt sie immer noch, sie befindet sich in einem Privathaus. Das Beste war aber das Gesetz Paragraf Neun. Eine Generalamnesie von allen Straftaten, solange diese nicht auf Marstrand begangen wurden oder sie nicht Ehre oder Leben bedroht hatten. Als einfacher Dieb konnte man nach Marstrand kommen und hier ein freier Mann sein – aber nur hier, auf der Insel. Unglaublich, oder?

Zum Interview mit Ann Rosman

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