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Ivo Andrae: Die Reise in einem Cocktailshaker

„Was soll man eigentlich noch alles aushalten? Regen, Sturm, Kälte, unsere Stimmung war wieder einmal auf dem Tiefpunkt. Ab Spanien wird alles gut, so hatte es geheißen. Stattdessen empfing uns Galizien mit dem kältesten und regenreichsten Sommer seit 75 Jahren.“ Blauwassersegeln ist nicht einfach, erfahren Iko Andrae und seine Frau Maret Nacken bei ihrer „Traumreise“ von Beginn an.

Nach dreijähriger intensiver Vorbereitungszeit starten sie auf ihrer neun Meter langen Segelyacht „Balu“ in Richtung Karibik. Der Skipper übergibt sich nach dem Start in Bremen erstmals (und gleichzeitig auch letztmals auf der Reise) seekrank auf der Außenweser. Auf Wangerooge wird die Crew eingeweht und muss sich von den Insulaner fragen lassen, ob sie wirklich in die Karibik will. „Da seid ihr ja schon weit gekommen und die Karibik liegt ja auch gleich hinter Borkum!“ Überstürzt geht es weiter, durch die offene Vorschiffsluke wird die Koje geflutet und in der Seeschleuse Emden schnell ein Geldbeutel mit allen wichtigen Papieren versenkt.

Selbst das Mantra „Weite, blaue Himmel, hohe, lange Wellen, fliegende Fische, sternenklare Nächte, das Kreuz des Südens“, das während der Vorbereitung immer half, kann die Stimmung nicht wirklich heben.

Die Langfahrt-Erfahrungen auf dem eigenen Schiff sammelt das Paar auf die harte Tour. Erst bei der Überfahrt nach Madeira macht das Segeln erstmals uneingeschränkt Spaß. Glücklicherweise lässt sich das Paar vorher nicht entmutigen, segelt schließlich in 17 Tagen von den Kapverden nach Tobago, erkundet die Karibik und kommt nach 14 Monaten wieder zurück nach Bremen.

Schonungslos offen lässt Andrae den Leser an seinen Gefühlen Anteil haben. Jenem Chaos aus Zweifeln und Versagensängsten, aus furchtbarem Abschiednehmen und anstrengendem Unterwegssein. Aber natürlich auch an der Vorfreude auf das Ankommen an neuen Orten und die fruchtbaren, interessanten Begegnungen und sich entwickelnden Freundschaften mit Einheimischen wie auch mit anderen Crews auf Langfahrt. Auch die immer wiederkehrenden kleinen und großen Baustellen an Bord kommen zur Sprache.

So wird das Buch zu einem offenen, ehrlichen Bericht, der Strapazen nicht beschönigt („Während meiner Nachtwache bin ich todmüde und wünsche mich nach Hause in mein Bett.“), Glückmomente aber vorstellbar werden lässt: „Wir verstehen uns prima“ oder „Wenn unsere Eltern und Freunde uns jetzt sehen könnten! In solchen Glücksmomenten sind wir wie kleine Kinder, unbändig stolz und sehnen uns nach elterlicher Aufmerksamkeit.“

Leider wird der gelungene Text durch zahlreiche kleine Fehler und Bilder, die man sich in der Briefmarkengröße hätte sparen können, merklich getrübt.

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